Was ist Jugendsprache: Bedeutung, Definition & Herkunft
Wer jungen Menschen einmal zuhört, sieht sich oft vor ein Rätsel gestellt: Nicht jedes der verwendeten Wörter ist spontan verständlich. Und das ist auch so gewollt. Damit mag die junge Generation einen eigenen Weg beschreiten – sie tritt aber lediglich in die Fußspuren ihrer Eltern und Großeltern. Denn die Entwicklung einer Jugendsprache ist kein neues Phänomen, sondern lässt sich über Jahrhunderte zurückverfolgen. Doch warum gestalten sich Jugendliche ihre Sprache selbst und welche Einflüsse nutzen sie dafür?
Inhalt
- 1 Was bedeutet Jugendsprache: Definition und Bedeutung
- 2 Wie entwickelte sich die Jugendsprache
- 3 Welche Funktion und Zweck erfüllt die Jugendsprache
- 4 Seit wann gibt es Jugendsprache
- 5 Was sind die Merkmale der Jugendsprache
- 6 Was macht Jugendsprache aus
- 7 Welche Einflüsse hat die Jugendsprache
- 8 Nicht nur Jugendliche als Zielgruppe
Was bedeutet Jugendsprache: Definition und Bedeutung
Unter Sprachwissenschaftlern ist umstritten, ob es sich bei der Jugendsprache um eine eigene Sondersprache handelt oder ob diese lediglich eine Abwandlung des allgemeinen Sprachgebrauchs darstellt.
Für die letztgenannte Annahme spricht, dass von den Jugendlichen häufig bereits etablierte Begriffe genutzt, aber nach eigenen Wünschen verändert werden. Ebenso sind unter jungen Menschen zahlreiche Wörter gebräuchlich, die aus dem Fortschritt des Alltags resultieren und die somit direkt aufgegriffen werden.
Eine eigene Sondersprache wäre dagegen das, was sich in den Subkulturen weltweit finden lässt: Eine Form der Kommunikation, die für Außenstehende überhaupt nicht mehr verständlich ist und die sich – ungeachtet des Alters der Nutzer – nur an einen kleinen Personenkreis richtet.
Wie entwickelte sich die Jugendsprache
Das Leben der Menschen verändert sich. Die heutige Generation lebt unter Bedingungen, an die unsere Eltern und Großeltern nicht zu denken wagten. Neue Fortschritte kommen hinzu, die einen prägenden Einfluss ausüben.
Die Verwendung des Computers, des Smartphones, der sozialen Medien oder unzähliger Games schafft nicht alleine neue Möglichkeiten der Bildung, des Erledigens alltäglicher Aufgaben oder des Zeitvertreibs. Vielmehr entstehen dadurch auch immer wieder bislang unbekannte Begriffe.
Einige davon setzen sich durch und etablieren sich nachhaltig in der Gesellschaft. Andere werden nur kurzzeitig verwendet und verschwinden dann. Auch der Sprachgebrauch durchläuft somit eine gewisse Evolution.
Jede Generation nutzt dabei jene Begriffe, die sie für richtig und wichtig erachtet.
Welche Funktion und Zweck erfüllt die Jugendsprache
Ein zweiter Aspekt in der Verwendung der Jugendsprache liegt darin, sich von den vorhergehenden Generationen, ihren Traditionen und ihrem Sprachgebrauch ein wenig zu lösen.
Wohl die meisten Kinder unternehmen spielerisch den Versuch, eine Art Geheimsprache zu erfinden, die von niemandem entschlüsselt werden kann. Der Gebrauch von Jugendwörtern ist in diesem Kontext zu verstehen: Es geht tatsächlich darum, zumindest einen Teil der eigenen Kommunikation so aufzubauen, dass er durch die Erwachsenen nicht verstanden werden kann.
Ob das funktioniert? Wer einmal die Möglichkeit hat, einen Chatverlauf zwischen Jugendlichen einzusehen, wird diese Frage schnell beantworten. Und damit ist die aktuelle junge Generation nicht alleine – das Konzept funktioniert seit Jahrhunderten.
Seit wann gibt es Jugendsprache
Wann die Jugendsprache erstmalig genutzt wurde, lässt sich heute kaum noch sagen. Da aber selbst im Tierreich unter jungen Exemplaren bereits geringe Abwandlungen in der Kommunikation gegenüber den Eltern erkennbar sind, kann nicht ausgeschlossen werden, dass schon die ersten Menschen so etwas wie eine Jugendsprache kannten.
Die dabei eingesetzten Wörter liegen meist direkt am Puls der Zeit: Während der Jahre von 1789 und 1794, in denen sich die Französische Revolution und die Herrschaft von Maximilien de Robespierre ereigneten, gelangten Begriffe in den allgemeinen Sprachgebrauch, die von der französischen Philosophie entwickelt und nun von den jungen Mächten des Landes gebraucht wurden. Solche Beispiele zeigen, auf welche Weise die Jugendsprache entsteht und wie sie sich ausbreitet.
Was sind die Merkmale der Jugendsprache
Ein wesentliches Merkmal der Jugendsprache ist in ihrer Vereinfachung zu sehen. So werden Abkürzungen verwendet. Beispielhaft sei sus als Kurzform für das Englische “suspicious” genannt, das sich etwa als “sonderbar” oder “verdächtig” übersetzen lässt.
Ebenso kommen Akronyme zum Einsatz. Bei ihnen handelt es sich um Begriffe, die lediglich aus den Anfangsbuchstaben der Wörter einer Phrase bestehen. Hier dürfte YOLO eine relativ starke Bekanntheit erlangt haben: “You Only Live Once” und seine Übersetzung “Man lebt nur einmal” gehören zu den weltweit populärsten Bestandteilen der Jugendsprache.
Oft wird mit kurzen und knappen Aussagen verdeutlicht, was Erwachsenen nur mit längeren oder sogar komplexen Sätzen gelingt.
Was macht Jugendsprache aus
Eine weitere Besonderheit ist im Einsatz von rhetorischen Mitteln wie Humor, Übertreibungen oder Sarkasmus zu sehen. Sie sollen eine bestimmte Wirkung beim Gesprächspartner erzielen.
Gerade der aktuellen Generation gelingt es dabei beispielhaft, umfangreiche Gedanken und Gefühle mit nur wenigen Wörtern oder einzelnen Buchstaben auszudrücken. Das mag für Erwachsene nicht immer verständlich sein, ist aber durchaus eine eigene Kunstform. Und eine Bestätigung für die Intelligenz und Kreativität vieler junger Menschen.
Zumal mit Begriffen wie YOLO nicht nur ein Gemütszustand ausgedrückt, sondern die Zugehörigkeit zu einer Lebensphilosophie verdeutlicht wird. Es handelt sich folglich um Menschen, die stärker über sich selbst nachdenken, als das bei früheren Generationen zu sehen war.
Welche Einflüsse hat die Jugendsprache
Junge Menschen besitzen im Gegensatz zu manchen älteren Bürgern noch die Fähigkeit, durch Abschauen und Nachmachen einen Lernprozess zu durchlaufen. Viele der verwendeten Begriffe stammen folglich aus einer sozialen Gruppe, einer Subkultur, einem regionalen Dialekt oder aus einer anderen Zusammengehörigkeit unter Personen.
Ebenso kommen die bereits erwähnten Fortschritte ins Spiel: Mehrere Wörter sind den technischen und digitalen Weiterentwicklungen zu verdanken, da sie aus Computerspielen stammen und sich anschließend schnell in den sozialen Netzwerken etabliert haben.
Nur wenige Bestandteile der Jugendsprache werden von den Jugendlichen originär entwickelt – sondern die meisten von ihnen existieren bereits seit langer Zeit und wurden lediglich in die Moderne übernommen.
Nicht nur Jugendliche als Zielgruppe
Zugleich muss jedoch mit dem Mythos aufgeräumt werden, dass sich die Jugendsprache nur bei Menschen finden lässt, die sich zwischen dem 12. und 18. Lebensjahr befinden.
Die Erfahrungen zeigen, dass sich die Verwendung von Begriffen wie YOLO, sus oder cringe auf deutlich größere Teile der Gesellschaft erstreckt.
Einerseits, weil die Nutzer der Jugendsprache ein Alter einnehmen, das bei etwa acht bis zehn Jahren anfängt und das sich durchaus bis zum Beginn oder zur Mitte des dritten Lebensjahrzehnts ausdehnen kann.
Andererseits, weil viele Wörter heute derart fest im allgemeinen Sprachgebrauch verankert sind, dass sie selbst unter erwachsenen Personen längst keine Seltenheiten mehr darstellen.