Was bedeutet Comfort Binging: Bedeutung, Definition & Herkunft

Sich einfach mal wieder gemütlich auf die Couch setzen, mit der Kuscheldecke wärmen und bei leckeren Snacks oder einem guten Glas Wein eine Serie schauen. So klingt die perfekte Freizeitgestaltung nach stressigen Tagen. Doch nicht immer werden dabei neue Veröffentlichungen ausgewählt – Verhaltensforscher erkennen sogar einen Rückgriff auf Programme, die schon mehrmals angesehen wurde.
Ein Vorgehen, das als Comfort Binge oder Comfort Binging zunehmend an Bekanntheit gewinnt. Aber was hat es damit eigentlich auf sich?
Inhalt
- 1 Was bedeutet Comfort Binging: Definition und Bedeutung
- 2 Der Fernseher als Safe Space
- 3 Dank moderner Medien überall einsetzbar
- 4 Nicht nur bei Filmen und Serien anwendbar
- 5 Die Sucht nach Medien
- 6 Woher kommt der Begriff Comfort Binge: Ursprung
- 7 Ein Blick auf das Binging
- 8 Zunehmend in der Umgangssprache zu finden
Was bedeutet Comfort Binging: Definition und Bedeutung
Als Comfort Binging wird ein Verhalten bezeichnet, bei dem Filme oder Serien wiederholt angeschaut werden und der Betrachter daraus positive Effekte für sich generiert. Oft fühlt er sich dabei gut, er kann seine Gedanken ausschalten, um über die Entspannung zur inneren Ruhe zu finden.
Ganz neu ist dieses Phänomen nicht – Psychologen vergleichen es gerne mit dem Sitzen am Strand, bei dem über einen langen Zeitraum auf das Meer geblickt wird, ohne dass die Langeweile einsetzt.
Der Begriff setzt sich aus zwei englischen Wörtern zusammen. Einerseits steht Comfort, das sich als Komfort, Wohlfühlen, Trost oder Bequemlichkeit übersetzen lässt. Andererseits kommt Binge oder Binging hinzu, das ursprünglich ein gieriges Herunterschlingen meinte.
Der Fernseher als Safe Space
Insgesamt drückt das Comfort Binging das mehrmalige Ansehen von Filmen und Serien aus. Sogar so oft, dass der Betrachter die einzelnen Handlungsverläufe bereits kennt. Er tut das nicht, um Neues zu erfahren, sondern um sich wohlzufühlen. Denn Menschen sind Gewohnheitstiere. Sie wissen, was ihnen hilft.
In vielen Wohnungen lässt sich somit ein Safe Space finden. Das kann das Wohnzimmer mit der Couch, ebenso aber das Schlafzimmer mit dem Bett sein. Eventuell ist es die Küche, weil sich beim Essen die besten Gespräche führen lassen. Geht es einer Person mental nicht gut, zieht sie sich häufig auf diesen Safe Space zurück.
Beim Comfort Binging ersetzt die Serie diesen Ort der Geborgenheit.
Dank moderner Medien überall einsetzbar
Der Safe Space verfügt über einen großen Nachteil: Er ist in der Regel nicht mobil. Bett, Couch und Küchentisch können nicht mit auf die Geschäftsreise genommen werden. Wer sich in einer fremden Stadt befindet und dort aufgrund der neuen Eindrücke nicht zur Ruhe gelangen kann, der schaltet einfach den Fernseher, den Laptop oder das Smartphone ein. Dank moderner Technik wird das Lieblingsprogramm auf jedes Gerät gestreamt, das gerade verfügbar ist.
Auf diese Weise schafft sich der Nutzer ein kleines Maß an Unabhängigkeit und Freiheit: Es ist egal, wo er sich gerade aufhält – wichtig ist allein, dass er Zugriff auf alles hat, was ihm Freude bereitet und ihm ein Gefühl der Sicherheit verschafft.
Nicht nur bei Filmen und Serien anwendbar
Allerdings wäre es falsch, das Comfort Binging lediglich auf das stundenlange Sitzen vor dem Fernseher zu reduzieren. Denn verwendet werden können unterschiedliche Medien.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Musik. Viele Menschen kennen einzelne Songs oder sogar ganze Alben, die sie in jeder Lebenslage hören und die ihnen jederzeit zu guten Emotionen verhelfen. Gleiches gilt für geschriebene Texte. Gerade Gedichte und Kurzgeschichten können innerhalb weniger Sekunden zu einer deutlichen Verbesserung der Stimmung führen. In Büchern sind es dagegen oft einzelne Passagen und Absätze, die vielleicht sogar Erinnerungen wachrufen – auch die Gedanken an die Vergangenheit können einen Safe Space darstellen und somit einen mentalen Rückzugsort bieten.
Die Sucht nach Medien
Übrigens lässt sich der Effekt des Comfort Bingings auch körperlich erklären. Bei einer Handlung, durch die sich ein Mensch gut fühlt, wird zumeist der im Organismus befindliche Botenstoff Dopamin ausgeschüttet. Er kann freigesetzt werden bei einem leckeren Essen, bei einem Wiedersehen mit Freunden, beim Sieg des Fußballvereins und bei sonstigen zumeist kleinen Freuden im Alltag.
Auch das Betrachten der Lieblingsserie gehört dazu. Wer sich mehrere Folgen davon ansieht, kommt in den Genuss einer derart großen Menge an Dopamin, dass sich ein berauschender Zustand einstellt – tatsächlich kann sich daraus ein Verhalten ergeben, das bewusst durchgeführt wird und das sich durchaus mit einer Sucht vergleichen lässt.
Woher kommt der Begriff Comfort Binge: Ursprung
Das Comfort Binging ist eine Ableitung aus dem Binge Watching. Damit ist das Ansehen von mehreren Filmen oder Episoden einer Serie in kurzer Zeit gemeint.
Das Binge Watching wiederum leitet sich aus dem im englischen Sprachgebrauch verwendeten – und negativ konnotierten – Binge Drinking ab, das bereits im 19. Jahrhundert bekannt war. Bei ihm führt sich der Betroffene innerhalb weniger Minuten derart viele alkoholische Getränke zu, dass er in einen Rauschzustand versetzt wird, durch den er seine Sorgen vergessen kann.
Alternativ dazu haben sich mittlerweile auch das Binge Eating, also das gierige Herunterschlingen von Lebensmitteln, oder das Binging Loving (Binge-Dating) – die hemmungslose Liebe eines anderen Menschen – in der Sprache etabliert.
Ein Blick auf das Binging
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung des Begriffs Binge, der als Namenspate an alle zuvor genannten – und zumeist exzessiven – Verhaltensweisen beteiligt ist.
Das Verb “to binge” tauchte erstmals im Jahre 1854 in einem englischen Wörterbuch auf und meinte damals das Einweichen eines Holzfasses in Wasser, wodurch sich der natürliche Rohstoff ausdehnt und eine höhere Dichte erlangt, um die darin später eingelagerte Flüssigkeit nicht herauslaufen zu lassen. Einer befürchteten Notlage wird also durch das Aufsaugen von Wasser entgegengewirkt. Und genau dieses Verhalten lässt sich beim Binge Eating, dem Binge Drinking, dem Binge Watching, dem Binge-Dating und dem Comfort Binging erkennen: Es wird gierig verschlungen, was den Menschen gerade glücklich macht.
Zunehmend in der Umgangssprache zu finden
Das Binge Watching hat sich als eigenständige Phrase im Jahre 1996 im englischen Sprachraum etabliert. Die Vielzahl der Serien, die über die neuen Kabelprogramme verfügbar waren, legte dafür den Grundstein.
Das Comfort Binging hat sich dagegen erst seit dem Jahr 2020 verbreitet. Verwendet wird es besonders häufig von Teenagern und jungen Erwachsenen, die unter einem hohen Maß an Stress im privaten oder beruflichen Alltag leiden und die sich daher die Serien und Filme als Safe Space in ihrem Leben erwählt haben.
Welche Programme dabei geschaut werden, wird individuell entschieden. Häufig ist aber ein Griff zu solchen Medien zu beobachten, die der Betroffene bereits seit vielen Jahren kennt und um deren Auswirkungen er auf seine Psyche somit weiß.