Was bedeutet Binge: Bedeutung, Definition & Herkunft | Jugendsprache
Binge ist eines dieser Wörter, die direkt aus dem Englischen in die Jugendsprache übernommen wurden. Auch wenn es sich vertraut anhört, bleibt die genaue Bedeutung für viele zunächst unklar. Besonders, wenn jemand sagt, er habe „gebingt“ oder „war im Binge-Modus“, wirft das Fragen auf.
Was steckt also hinter dem Ausdruck? Woher kommt er, wie wird er genutzt – und warum hat er es in die Alltagssprache der Jugendlichen in Deutschland geschafft?
Inhalt
Was bedeutet Binge: Definition und Bedeutung
Das Wort stammt vom englischen „to binge“ und bedeutet so viel wie, etwas im Übermaß konsumieren. Ursprünglich wurde es für Ess- oder Trinkgelage verwendet, also Situationen, in denen Menschen maßlos schlemmen oder (meistens) Alkohol zu sich nehmen. In der heutigen Jugendsprache wird Binge aber vor allem mit Serien- und Medienkonsum in Verbindung gebracht – konkret: Viele Folgen am Stück schauen.
In diesem Sinne hat sich bingen als deutsches Verb etabliert. Man binge-watched eine Serie oder sagt: „Ich hab am Wochenende die ganze Staffel gebingt.“ Es geht um exzessiven Konsum, meist digitaler Inhalte.
Sowohl Binge als auch bingen sind übrigens im Online-Duden zu finden, hier aber in einem anderen Zusammenhang:
- Binge (aus dem Bergbau): durch Einsturz alter Grubenbaue entstandene trichterförmige Vertiefung an der Erdoberfläche
- bingen: Suchtreffer für die gleichnamige Stadt im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz oder für die historische Persönlichkeit Hildegard von Bingen
Woher kommt der Begriff Bingen: Ursprung
Binge leitet sich direkt von Begriffen wie Binge Watching oder Binge Viewing ab. Die deutsche Entsprechung lautet etwa Komaglotzen oder Serienmarathon. Der Ausdruck wurde insbesondere durch Streamingdienste wie Netflix oder Prime Video populär. Statt auf eine neue Folge pro Woche zu warten, kann man heute ganze Staffeln sofort konsumieren – ideal für ein intensives Binge-Erlebnis.
2015 wurde binge-watch sogar vom Collins English Dictionary zum Wort des Jahres gekürt. Der Begriff existiert zwar schon seit der Zeit von Videokassetten und DVD-Boxen, hat sich aber durch die On-Demand-Kultur digitaler Plattformen stark verbreitet.
Heute ist Binge Watching ein kulturelles Phänomen – und damit auch das Wort Binge selbst.
Wo und wie wird der Ausdruck Binge verwendet
Binge ist in der Alltagssprache vieler junger Menschen angekommen. Es wird meistens unter Freunden, in Chats oder auf Social Media verwendet.
In formellen Kontexten wie Schule oder Arbeit ist es eher unüblich. Die Anwendung ist locker und situativ:
- „Ich hab gestern Stranger Things gebingt.“
- „Wir machen heute Binge-Abend – Snacks sind am Start.“
- „Nach den Klausuren erst mal drei Tage durchbingen.“
Auch in der Musik kommt der Begriff vor, insbesondere in englischsprachigen Songs:
- „Third Day of a Seven Day Binge“ von Marilyn Manson: Dieses Lied thematisiert eine Phase intensiven, selbstzerstörerischen Verhaltens.
- „Binge“ von Papa Roach: Der Rock-Song beschäftigt sich mit Abhängigkeit und emotionalem Exzess.
- „To Binge“ von Gorillaz: Man beschreibt eine Art emotionalen Rauschzustand.
Im deutschsprachigen Raum ist Binge seltener zu hören, taucht aber zum Beispiel in Peter Fox’ Song „Zukunft Pink“ auf:
„Binge Pink Mirror und dazu ein Drink, Eis Pink Grapefruit und Gin.“
Hier steht Binge sinnbildlich für das Konsumieren von Medieninhalten in einer ästhetisierten, fast luxuriösen Art – ein ironischer Kontrast zur kritisierten Digitalisierung.
- „Lass uns am Wochenende die neue Staffel durchbingen.“
- „Ich hab gestern acht Folgen gebingt, ich kann nicht mehr.“
- „Wir hatten voll den Serienabend, so richtig Binge-Style.“
- „Er ist ein richtiger Binger, kennt jede Folge auswendig.“
- „Nach dem Binge-Wochenende erst mal Detox, ey!“
Welche Synonyme gibt es für Binge
Es gibt durchaus einige Synonyme für Binge, die im deutschsprachigen Raum teilweise sehr geläufig sind:
- Serienmarathon
- Komaglotzen
- Durchsuchten (auch beim Zocken)
- Wegsuchten
- Verschlingen (im übertragenen Sinn)
- Dauerstreaming
- Durchziehen (im Slang)
Flexionen wie bingen, gebingt oder am Bingen sind typisch für die Alltagssprache – auch wenn sie grammatikalisch nicht standardisiert sind.
Wie ist Binge gemeint
Das kommt stark auf den Zusammenhang an. Meistens wird es neutral oder positiv genutzt – als Ausdruck für exzessiven, aber gewollten Medienkonsum. „Ich hab gebingt“ kann bedeuten: Ich hab’s mir gutgehen lassen, ich hab mir endlich Zeit genommen oder: Ich war einfach komplett süchtig nach dieser Serie.
Aber es gibt auch kritische Töne. Wer als Binger bezeichnet wird, dem wird manchmal unterstellt, zu viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen. Vor allem im Zusammenhang mit Essen, Trinken oder Zocken kann das Wort eine negative Note haben – Stichwort Binge Eating oder Binge Drinking.
Manchmal wird Binge ironisch verwendet – um das eigene Verhalten zu kommentieren oder sich über den digitalen Alltag lustig zu machen.
Wer hat das Wort in die Jugendsprache eingeführt
Den konkreten Ursprung im deutschsprachigen Raum zu bestimmen, ist kaum möglich. Klar scheint aber: Das Wort wurde durch das Binge Watching populär. Mit dem Aufkommen von Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime entwickelte sich ein neues Medienverhalten – weg vom linearen TV, hin zum individuellen Konsum, der immer und überall möglich ist.
Diese Veränderung war besonders bei Jugendlichen beliebt, die flexibler schauen wollten. Serien wie „Breaking Bad“, „Stranger Things“ oder „Tote Mädchen lügen nicht“ wurden regelrecht durchgebingt. Netflix selbst lieferte Daten, wonach 90 Prozent der Nutzer bereits Serien marathongeguckt haben – oft über drei Tage hinweg. Viele gaben sogar an, dieselbe Serie später noch einmal komplett durchgebingt zu haben.
Binge wurde so zur gängigen Beschreibung für dieses Verhalten. Medienberichte, Marketingkampagnen und soziale Netzwerke griffen das Wort auf – und plötzlich war es da: im Sprachgebrauch der Jugend.
Binge ist heute mehr als nur ein Wort, das junge Leute gerne verwenden – es ist Ausdruck eines kulturellen Wandels im Umgang mit Medien. Ursprünglich aus dem Englischen für übermäßigen Konsum übernommen, steht es mittlerweile vor allem für das Durchschauen ganzer Serien oder das intensive Zocken. Es ist nah an der Lebenswelt junger Menschen, greifbar, flexibel und häufig mit einem Augenzwinkern in Verwendung. Ob kritisch oder mit Stolz: Wer heute Binge sagt, meint meist mehr als nur „viel gucken“. Es ist eine Haltung. Und eine Einladung zur nächsten Seriennacht: Let’s binge!