Was ist AAVE und welchen Einfluss hat es: Bedeutung, Definition & Herkunft
Die Abkürzung AAVE steht für „African American Vernacular English“. Dieser Dialekt, auf Deutsch oft als „afroamerikanisches Englisch“ bezeichnet, ist auch unter der Bezeichnung African American English (AAE) bekannt. Viele Begriffe daraus prägen heute die Jugendsprache in Deutschland und weltweit.
Vereinzelt haben auch die Begriffe „Black English“ und „Black Vernacular“ Eingang in die Sprachforschung gefunden.
Inhalt
- 1 Was ist AAVE
- 2 Wie ist AAVE entstanden
- 3 Wodurch unterscheidet sich AAVE vom Standardenglisch
- 4 Warum verändert sich Sprache, und welchen Einfluss haben Migranten
- 5 Wie ist AAVE historisch entstanden
- 6 Warum wird AAVE nicht als eigene Sprache anerkannt
- 7 Warum sind AAVE-Begriffe in der Popkultur verbreitet
- 8 Wie zeigt sich der Einfluss von AAVE auf die gegenwärtige Jugendkultur
- 9 Ist die Nutzung von AAVE-Begriffen kulturelle Aneignung oder Austausch
- 10 Welche Wörter aus AAVE haben es in die Jugendsprache geschafft
- 11 Ist AAVE ein starres Sprachsystem
- 12 Warum gibt es innerhalb von AAVE regionale Unterschiede
- 13 Wie unterscheidet sich der Sprachgebrauch von AAVE im urbanen Raum
- 14 Welche soziale Funktion hat AAVE in dicht besiedelten Regionen
Was ist AAVE
Der umgangssprachliche Begriff für AAVE lautet „Ebonics“. Konkret handelt es sich um eine Variante der englischen Sprache, die innerhalb der USA besonders von der afroamerikanischen Bevölkerungsschicht verwendet wird.
AAVE ist kein eigenständiges Sprachsystem im formellen Sinne, sondern ein Dialekt (oft auch als „Basilekt“ bezeichnet), der sich durch eigene sprachliche Strukturen und Ausdrucksweisen auszeichnet.
Wie ist AAVE entstanden
Die Wurzeln von AAVE liegen in der Geschichte der afrikanischen Sklaven, die im 18. Jahrhundert – teils mit Gewalt – nach Amerika verschifft wurden, um dort als billige Arbeitskräfte zu dienen.
Besonders in den Südstaaten der USA, wo Sklaverei erlaubt war, brachten die versklavten Menschen ihre Kultur und Sprache ein. Im Kontakt mit dem Englischen der Südstaaten und kreolischen Varietäten entwickelte sich ein eigenständiges Idiom, das bis heute fortbesteht, jedoch gesellschaftlich marginalisiert bleibt und nicht als eigenständige Sprache anerkannt ist.
Wodurch unterscheidet sich AAVE vom Standardenglisch
Im Vergleich zum standardisierten Englisch verzichtet AAVE häufig auf konjugierte Verben oder lässt einzelne Satzglieder weg, wie im Beispiel „She my sister“ (statt „She is my sister“).
Charakteristisch ist das sogenannte Aspektdenken, das sich stärker auf die Dauer oder Beendigung einer Handlung konzentriert als auf Zeitformen. In der Aussprache werden am Satzende stehende Plosive (Verschlusslaute) weggelassen, und auch der R-Laut entfällt oft.
Diese Merkmale tragen zur deutlichen Unterscheidung vom herkömmlichen US-Englisch bei.
Warum verändert sich Sprache, und welchen Einfluss haben Migranten
Sprache ist ein fließendes, nicht kongruentes System. Sie verändert sich kontinuierlich und vereint Einflüsse unterschiedlichster Kategorien. Der Zustrom von Migranten spielt dabei eine wesentliche Rolle, da ihr Wortschatz in der Regel von dem der einheimischen Bevölkerung abweicht.
Mit der Zeit kommt es zu einer Vermischung, die neue Begriffe und grammatikalische Differenzen in der alten Sprache etabliert.
Wie ist AAVE historisch entstanden
Die Modifikation von AAVE rührt von der Geschichte der afrikanischen Sklaven her. Diese wurden im 18. Jahrhundert, teils mit Gewalt, nach Amerika verschifft, um dort als billige Arbeitskräfte missbraucht zu werden. Da in den Südstaaten der USA Sklaverei erlaubt war, wurden die Afrikanerinnen und Afrikaner speziell hier eingesetzt.
Sukzessive brachten sie ihre Kultur und Sprache ein, wodurch sich afroamerikanisches Englisch mit dem Südstaatendialekt und kreolischem Englisch vermengte und zu einem kontinuierlich wachsenden Idiom entwickelte, das bis heute besteht.
Warum wird AAVE nicht als eigene Sprache anerkannt
AAVE verharrt fortgesetzt in einer Nische und ist keineswegs als eigene Sprache anerkannt. Es fehlt an gesellschaftlicher Akzeptanz und Toleranz, wofür in erster Linie soziologische Aspekte verantwortlich sind.
Der gesellschaftliche und politische Wille, in AAVE mehr als eine zeitgenössische Erscheinung zu sehen, fehlt bislang.
Warum sind AAVE-Begriffe in der Popkultur verbreitet
Die hiesige Popkultur wird stark von afroamerikanischen Faktoren beeinflusst. Verantwortlich für die Übernahme bestimmter Begriffe aus dem Englischen bzw. aus dem Dialekt AAVE ist die weltweite Vernetzung per Social Media, auch als Globalisierung bezeichnet.
Besonders Jugendliche und junge Erwachsene greifen diese Wörter auf, da sie offen für Neuerungen sind und sich bewusst von der Elterngeneration abgrenzen wollen.
Wie zeigt sich der Einfluss von AAVE auf die gegenwärtige Jugendkultur
Ein Beispiel dafür ist die Prämierung des Jugendwortes des Jahres. Anhand der nominierten Begriffe lässt sich erkennen, wie Sprache die Jugendkultur prägt.
So wurde 2011 das Verb swag, das aus dem Afroamerikanischen stammt und entspannt, gechillt oder gelassen bedeutet, zum Jugendwort des Jahres gewählt.
Ist die Nutzung von AAVE-Begriffen kulturelle Aneignung oder Austausch
Die fortgesetzte Verwendung einzelner AAVE-Schlagworte könnte als „aneignende Handlung“ gesehen werden, manche sprechen sogar von kultureller Vereinnahmung. Tatsächlich handelt es sich aber eher um einen Austausch angesagter Begrifflichkeiten.
Sprache gehört niemandem und ist ein basisdemokratisches Instrument ohne räumliche Begrenzung. Beispiele hierfür sind Begriffe wie goofy oder slay, die sowohl im Englischen als auch im Deutschen ähnliche Bedeutungen tragen und oft zu verkürzten Ausdrücken werden.
Welche Wörter aus AAVE haben es in die Jugendsprache geschafft
Wort/Expression | Bedeutung | Beispiel |
---|---|---|
bae | Schatz, Partner*in | „Ich gehe mit bae ins Kino.“ |
bet | Zustimmung, „okay, mach ich“ | „Willst du morgen kommen?“ „Bet.“ |
boujee | luxuriös, anspruchsvoll | „Sie lebt einen boujee Lifestyle.“ |
bussin | richtig lecker (meist Essen) | „Dieser Burger ist bussin!“ |
bussin’ | sehr lecker (Essen) | „Die Pizza ist bussin’!“ |
cap | lügen | „Er sagt, er war krank – das ist cap.“ |
clap back | zurückschlagen, kontern | „Sie hat sofort zurückgeclapt.“ |
dead | sehr lustig oder überrascht | „Ich bin tot, so lustig war das.“ |
drippin | cool gekleidet sein, stylish | „Er ist echt drippin heute.“ |
extra | übertrieben, dramatisch | „Sie ist so extra mit ihrem Outfit.“ |
fam | Freunde wie Familie | „Ich treffe mich heute mit der fam.“ |
famalam | Freundesgruppe | „Heute Abend treffe ich die famalam.“ |
famjam | Freundesgruppe | „Heute Abend Famjam Time.“ |
fire | richtig gut, heiß | „Dieser Song ist fire.“ |
fire Emoji | Ausdruck von Begeisterung | „Dieses Video = (Feuer Emoji)“ |
flex | angeben | „Er flexed mit seinen Sneakern.“ |
flexen | angeben, prahlen | „Er flexed mit seinem neuen Auto.“ |
ghost | ignorieren | „Er ghosted mich seit Tagen.“ |
ghosten | plötzlich den Kontakt abbrechen | „Sie hat mich geghostet.“ |
gucci | alles gut, cool | „Alles gucci bei mir.“ |
highkey | offensichtlich, deutlich | „Highkey will ich das auch haben.“ |
lit | cool, aufregend | „Die Party gestern war lit!“ |
lit fam | Party oder Stimmung großartig | „Gestern war lit fam!“ |
litty | Verstärkung von lit | „Die Party war litty!“ |
lowkey, lo-key | heimlich, ein bisschen | „Ich bin lowkey müde.“ |
mood | (starke) Gefühlssituation | „Chillen auf der Couch – big mood.“ |
no cap | ehrlich, keine Lüge | „Das war der beste Film, no cap.“ |
savage | rücksichtslos, cool | „Er hat einen savage Kommentar gemacht.“ |
savage af | extrem rücksichtslos oder cool | „Das war savage af.“ |
shake / shook | überrascht, schockiert | „Ich war total shook, als ich das gesehen habe.“ |
shooketh | noch stärker überrascht als „shook“ | „Shooketh, ich kann es nicht glauben!“ |
sick | toll, krass | „Der Trick war sick!“ |
slay | glänzen, etwas richtig gut machen | „Du hast das Referat echt geslayed.“ |
slaps | richtig gut (meist Musik) | „Der Song slaps total.“ |
soda / tea spillen | Klatsch weitergeben | „Geh und spill das tea!“ |
spill the tea / tea | Klatsch erzählen | „Gib mal das tea, was passiert ist!“ |
stan | extremer Fan | „Ich stan diesen Künstler total.“ |
yeet | werfen oder jubeln | „Ich yeete den Ball ins Tor!“ |
woke | sozial oder politisch bewusst | „Er ist total woke.“ |
woke af | extrem bewusst | „Sie ist woke af.“ |
GOAT | Greatest Of All Time | „Michael Jordan ist der GOAT.“ |
boo | Liebespartner, Schatz | „Boo hat mir Blumen geschenkt.“ |
tight | cool, beeindruckend | „Das Outfit sieht tight aus.“ |
finna | beabsichtigen, vorhaben | „Ich’m finna schlafen.“ |
vibes | Stimmung, Atmosphäre | „Coole vibes hier.“ |
Ist AAVE ein starres Sprachsystem
Nein, AAVE ist kein starres Konstrukt. Es passt sich dem Lebensraum und den äußeren Bedingungen an.
Warum gibt es innerhalb von AAVE regionale Unterschiede
Regionale Unterschiede entstehen durch das Gefühl der Zugehörigkeit, insbesondere durch die Zugehörigkeit zum ländlichen oder städtischen Raum. So sprechen Afroamerikaner in stark bevölkerten Küstengebieten ein anderes Idiom als Menschen im dünner besiedelten Binnenland.
Wie unterscheidet sich der Sprachgebrauch von AAVE im urbanen Raum
Im urbanen Raum wird schneller gesprochen und mehr geflucht. Das liegt an der höheren Bevölkerungsdichte, besonders an den Küsten im Osten und Westen der USA.
Welche soziale Funktion hat AAVE in dicht besiedelten Regionen
In Regionen mit vielen Sprechern von AAVE wird oft derjenige zuerst wahrgenommen, der lauter, frecher und authentischer spricht. Hier dient die Sprache dazu, das eigene Selbstverständnis ungeschönt und direkt mitzuteilen – nach dem Motto: „Sprache kann eine Waffe sein.“