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Toxic Traits – die Kunst, Fehler bei sich und anderen zu entdecken


toxic traits

Immer häufiger fällt in Unterhaltungen der Ausdruck der Toxic Traits. Mit ihm wird auf negative Verhaltensweisen hingewiesen. Häufig ist damit keine echte Kritik verbunden, vielmehr wird mit ein wenig Humor angedeutet, dass wohl niemand perfekt ist.

Dennoch lohnt es sich, der genauen Bedeutung der Phrase und ihrem Ursprung einmal auf die Spur zu gehen. Denn was heute modern klingt, stammt ursprünglich aus der Antike und hat sich bereits im Mittelalter verbreitet.

Was bedeutet Toxic Trait: Definition und Bedeutung

Wenn von den Toxic Traits gesprochen wird, dann stehen meist bestimmte Verhaltensweisen im Mittelpunkt, die eine negative Auswirkung auf den Betroffenen oder seine Mitmenschen haben.

Direkt lässt sich die englische Phrase als “toxische Eigenschaften” übersetzen. Die Aussage wird entweder in Chats, in den Kommentaren der sozialen Medien oder in direkten Gesprächen verwendet und ist heute in Deutschland genauso üblich wie in vielen anderen Ländern.

Interessant dabei ist, dass jene Person, die den Begriff verwendet, die destruktiven Verhaltensweisen meist nicht bei anderen Anwesenden kritisiert, sondern sie das bei sich selbst tut:

“Meine Freundin wollte neulich eine offene Unterhaltung mit mir führen, aber aus Angst habe ich sie nur angelogen – ich habe meine Toxic Traits einfach nicht im Griff.”

Toxic Traits im Überblick

Was genau heute zu den Toxic Traits gezählt wird, ist nicht eindeutig definiert worden. In der Regel werden aber Eigenschaften wie:

  • ein manipulatives Verhalten,
  • Egoismus,
  • Lügen,
  • eine allgemein negative Einstellung,
  • das Vermeiden von Konflikten,
  • ein unhöfliches bis aggressives Auftreten,
  • das Beneiden der Erfolge anderer Menschen,
  • das Schlechtreden eigener Leistungen,
  • starke Stimmungsschwankungen oder
  • das Verwenden von emotionaler Gewalt

darunter verstanden.

Allerdings ist diese Liste nicht abschließend zu verstehen. Vielmehr handelt es sich bei den Toxic Traits um individuelle Ausprägungen des Charakters, der Persönlichkeit, der Reife sowie der Gefühls- und Gedankenwelt.

Derlei psychologische Phänomene müssten im Einzelfall begutachtet werden, um ein toxisches Verhalten auch tatsächlich als solches zu diagnostizieren. Dass Menschen eine Eigenschaft bei sich oder anderen festzustellen scheinen, bedeutet schließlich nicht, dass diese wirklich vorhanden ist.

Zwischen Selbsterkenntnis und Humor

Die Toxic Traits haben sich in den Chats oder in den sozialen Medien zum festen Bestandteil längerer Unterhaltungen etabliert. Denn je mehr eine Debatte von der sachlichen auf die persönliche Ebene driftet, desto stärker bietet sich auch Raum für eigene Emotionen und Ansichten. Natürlich werden die dort angesprochenen Toxic Traits nicht als knallharte Kritik verstanden.

Wenn jemand bei seinem Gesprächspartner unehrliche Aussagen oder ein wenig Unhöflichkeit entdeckt, dann ist der Hinweis darauf in der Regel mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Und wer die toxischen Eigenschaften bei sich selbst anprangert, der macht das meist auch auf humorige Weise.

Immerhin kann damit manches Fehlverhalten zur Belustigung dienen:

“Meine neue Freundin hat mich verlassen – das ist nun schon die zehnte Person in kurzer Zeit, die irgendwas von Toxic Traits bei mir labert.”

Mut zur Aufrichtigkeit

Allerdings ist zugleich ein Trend zu erkennen, den es zu loben gilt. Immer mehr Menschen verwenden Toxic Traits als Ausdruck der Selbstkritik und als Erklärungsansatz des eigenen Verhaltens. Es mag einfach sein, die Gründe für das Scheitern immer nur bei anderen zu suchen – doch wer ist schon in der Lage, etwaige Fehler bei sich selbst aufzuspüren?

Immerhin können auch Disziplinlosigkeit, Faulheit oder mangelnder Ehrgeiz zu den destruktiven Eigenschaften gezählt werden. Wer also eine schlechte Note in der Deutsch-Klausur erhält, weil er dafür wieder einmal nicht ausreichend gelernt hat, kann das sich und anderen gegenüber mit den Traits entschuldigen:

“Ja, ich hätte lernen können, aber war bei schönem Wetter lieber draußen – ich kann meinen Toxic Traits einfach nicht widerstehen.”

Die Herkunft der Phrase

Das zuvor Gesagte ist umso wichtiger, weil es zum Ursprung des Begriffs der toxischen Verhaltensweisen führt. Denn erstmals wurde der Ausdruck am 4. Juni 2018 auf der damaligen Plattform Twitter verwendet.

In einer öffentlich geführten Unterhaltung hatte ihn die Userin @_tonironi geprägt, indem sie als Toxic Trait bei sich selbst definierte, zu viele Menschen mit schlechten Angewohnheiten um sich herum zu haben, statt den Kontakt zu ihnen zu beenden. Damit löste sie eine Debatte aus, die sich über viele Wochen erstreckte und bei der sich tausende Menschen einschalteten, um über jene Toxic Traits zu sprechen, die sie bei sich und anderen entdeckt haben. Die Phrase wurde dadurch bekannt und breitete sich weltweit aus.

Mittlerweile ist daraus ein geflügeltes Wort entstanden.

Die Ursprünge deuten auf das 17. Jahrhundert

Welchen Einfluss die eben erwähnte Unterhaltung hatte, lässt sich ganz gut an dem Umstand erkennen, dass das Adjektiv “toxic” im Jahre 2018 durch den britischen Verlag Oxford Dictionary zum Wort des Jahres gekürt wurde.

Doch warum wird eine negative, destruktive oder anderweitig schlechte Verhaltensweise eigentlich als toxisch – und somit als giftig – bezeichnet?

Der Begriff definiert einen giftigen Zustand und geht insofern auf die antike griechische Sprache zurück, wurde aber ab den 1630er Jahren im Englischen zur Charakterisierung von Persönlichkeitsmerkmalen verwendet. Zur Anwendung kam er vor allem bei individuellen Verhaltensweisen, mit denen sich der Betroffene nicht nur selbst geschadet hat, sondern die darüber hinaus stets einen Einfluss auf seine Mitmenschen hatten. Seine Eigenschaften beeinflussten also auch andere Personen – und vergifteten sie regelrecht.

Der richtige Umgang mit negativen Verhaltensweisen

Betroffene, die solche Toxic Traits besitzen, merken das manchmal gar nicht. Ihnen ist somit nicht unbedingt bewusst, wie sehr sie ihren Gesprächspartnern zur Last fallen – und wie stark sie sich vielleicht selbst damit im Wege stehen.

Klar ist aber, dass sich destruktive Eigenschaften gerade in zwischenmenschlichen Beziehungen kaum einmal verstecken lassen. Nicht selten führen sie dort bereits nach kurzer Zeit zu Konflikten, die manche Freundschaft auf eine harte Probe stellt – und an der die große Liebe scheitern kann.

Wer von anderen auf eigene Toxic Traits hingewiesen wird oder diese bei sich entdeckt, sollte das Thema also nicht ignorieren. Besser wäre es, mit nahestehenden Personen offen darüber zu reden und zumindest zu versuchen, die schlechten Verhaltensweisen zu korrigieren.