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Toxic leicht erklärt: Bedeutung, Definition & Herkunft | Jugendsprache


toxic

M-SUR / Shutterstock

Es gibt umgangssprachliche Ausdrücke, die wirken jung und modern. Tatsächlich sind sie aber bereits einige Jahrtausende alt.

Toxic ist ein gutes Beispiel dafür. Doch was genau ist eigentlich mit dem Begriff gemeint, der 2018 vom Oxford-Verlag zum Wort des Jahres gekürt, der 2003 in einem Pop-Song von Britney Spears erwähnt und der schon im antiken Griechenland verwendet wurde?

Was bedeutet Toxic : Definition und Bedeutung

Nicht alles, was gut aussieht oder sich im ersten Moment toll anfühlt, ist sinnvoll für uns Menschen. So gibt es manches, was wir meiden sollten. Und einiges, wovor wir gewarnt werden. Vor den Fliegenpilzen im Wald etwa. Oder vor Rauschmitteln. Häufig werden schädliche Einflüsse als giftig bezeichnet.

Im modernen Sprachgebrauch hat sich dafür der englische Ausdruck toxic etabliert. Das Wort existiert als Substantiv und ebenso als Adjektiv. Mit toxic kann das Gift, zugleich aber auch ein giftiger Zustand beschrieben werden. Toxic ist dabei alles, was negativ auf Körper und Geist einwirkt.

Allerdings wird der Begriff mittlerweile vornehmlich in der Umgangssprache und eher metaphorisch verwendet. So können es Menschen, Gegenstände, Situationen, Zustände, Beziehungen oder Gefühle sein, die als toxic – eingedeutscht: toxisch – definiert werden.

Etwas fühlt sich falsch an

Auffällig ist dabei jedoch, dass das Wort toxic zumeist dort zum Einsatz kommt, wo die eigenen Gedanken und Emotionen bislang nicht klar ins Negative ausschlagen und wo der Betroffene vielleicht selbst noch nicht weiß, wie er die Lage einschätzen soll. Was toxic ist, kann also bislang nicht als eindeutig schädlich aufgefasst werden.

Und genau darin liegt die Gefahr: Das, was uns erkennbar nicht gut tut, können wir meiden. Toxische Beziehungen, Situationen oder Menschen aber geben uns zunächst den Eindruck, dass alles normal ist. Wer toxisch ist, hat nicht einfach nur einen schlechten Charakter – sondern er bemüht sich darum, sich selbst als gute Person darzustellen, die erst langsam ihren ungünstigen Einfluss auf Freunde und Mitmenschen ausübt.

Das Gift wirkt nur langsam

Tatsächlich kann es in zwischenmenschlichen Beziehungen vorkommen, dass wir glauben, den besten Freund, Kollegen oder Lebenspartner gefunden zu haben, den wir uns nur erträumen konnten. Alles scheint perfekt zu sein und unseren Wünschen sowie unseren Bedürfnissen exakt zu entsprechen. Doch früher oder später lässt die andere Person ihre Maske fallen und zeigt schonungslos, wer sie eigentlich ist.

Das Toxische daran: In dem Moment glauben wir, diesen Menschen bereits zu kennen – daher verzeihen wir ihm gerne manchen Fehltritt. Dass wir ihm längst auf den Leim gegangen sind, merken wir leider nicht. Der Charakter des Freundes verdirbt nach und nach die Beziehung und setzt seinen schädlichen Einfluss anschließend fort, indem er auch die Psyche des Betroffenen in den Abgrund zieht. Es ist darum nicht immer leicht, toxische Zustände zu erkennen und ihnen zu entkommen.

Ein Pop-Song verhalf zur Popularität

Der Begriff toxic ist spätestens seit dem Jahr 2003 in aller Munde. Bekannt gemacht hat ihn die US-amerikanische Sängerin Britney Spears in einem Lied mit genau jenem Namen. Sie singt über eine nicht genannte Person, der sie regelrecht verfallen ist. Sie ist diesem Menschen hörig und entwickelt eine Abhängigkeit zu ihm.

Britney Spears streicht dabei – zumindest oberflächlich – zunächst nur die guten Aspekte dieser zwischenmenschlichen Beziehung hervor. Allmählich wird aber erkennbar, dass sie selbst die Lage kaum mehr unter Kontrolle hat und dass sich die Liebe nicht nur im Positiven wie eine Droge anfühlt. Langsam klingt der Eindruck an, Britney Spears könne sich dieser Person nicht mehr entziehen – wobei sie jedoch am Ende andeutet, genau das nicht zu wollen. Die Sängerin ergibt sich willig in ihr Schicksal.

Ein moderner Begriff der Küchenpsychologie

Indes wäre es falsch, Britney Spears als Schöpferin des Ausdrucks zu vermuten. Vielmehr waren es die in den 1970er und 1980er Jahren aufkommenden Lebensratgeber, die sich in immer mehr Bücherregalen der amerikanischen Haushalte finden ließen, die den Begriff in jener Weise formten, wie wir ihn heute kennen. Als toxisch wurden darin Zustände beschrieben, die nicht hinnehmbar waren und die es somit zu ändern galt. Das bezog sich etwa auf Probleme im Privatleben oder auf den Stress im Beruf.

Alles, was die Nerven der Betroffenen strapazierte, deren Kräfte raubte, ihre Gedanken und Gefühle negativ beeinflusste und damit langsam eine Wesensveränderung auslöste, war nunmehr toxisch. Wie ein Lebensmittel, das künftig nicht mehr auf dem Teller landet, wurden plötzlich Menschen, Beziehungen oder Situationen aus dem eigenen Alltag gestrichen.

Bereits im antiken Griechenland bekannt

Das Wort toxic existiert im englischen Sprachgebrauch jedoch schon seit dem späten 16. Jahrhundert. Seinerzeit bezog sich der Begriff aber auf ein reales Gift oder eine giftige Eigenschaft. Er hat sich insofern aus der griechischen Antike weiterentwickelt, in der das Substantiv toxicum ein Gift und das Adjektiv toxicum einen giftigen Zustand definierten.

Vermutlich gehen beide Ausdrücke auf den ebenfalls im Griechenland des Altertums gängigen Gebrauch des Wortes toxikón zurück: Damit war ein Bogen gemeint, der vergiftete Pfeile verschießen konnte und der am Griff eine zusätzliche Vorrichtung besaß, durch die sich der Schütze bei falscher Anwendung nicht selbst verletzen konnte. Denn der Pfeil des toxikóns war tödlich, wenn er sein Opfer traf.

Auch paradiesische Zustände können fatal sein

Bleibt abschließend die Frage zu klären, wie denn mit Menschen, Beziehungen oder Situationen umzugehen ist, die als toxic bezeichnet werden. Der Ratschlag, möglichst schnell die Flucht zu ergreifen, ist gut gemeint. Doch er lässt sich manchmal nur schwer in die Tat umsetzen.

Sinnvoll ist es daher, sich Freunden oder der Familie anzuvertrauen und die eigene Lage zu schildern. Personen, die toxische Zustände erleben, sind immerhin kaum fähig, sich selbst zu befreien. Umso wichtiger ist es, stets auch die Perspektive von Unbeteiligten zu erfragen: “Wie findest du unsere neue Mitschülerin? Glaubst du, ich habe Chancen bei ihr?” – “Lass es lieber, denn irgendwie kommt sie mir toxisch vor. Und ich will nicht, dass du wegen so einer in den Abgrund stürzt.”