Was bedeutet Rage Bait, Rage Baiting, Rage Seeding, Rage Farming ,Outrage Baiting: Bedeutung, Definition & Herkunft
Auf den ersten Blick kommen einem manche Worte aus der Jugendsprache im Bedeutungsgehalt leicht übersetzbar vor. Man kennt sie zum Beispiel aus der englischen Sprache. Das trifft auch auf den Begriff Rage Bait zu. Rage bedeutet demnach Wut, Bait bedeutet Köder.
Es ist allerdings nicht gesagt, dass dieses zusammengesetzte Wort in der Jugendsprache tatsächlich für Wut-Köder steht. Zudem finden sich im Internet verwandte Begriffe wie Outrage Baiting, Rage Seeding oder Rage Farming, die als „Internet Slang“ bezeichnet werden. Es geht hier also um Begriffe, die über die reine Jugendsprache hinausgehen.
Inhalt
Was bedeutet Rage Bait: Definition und Bedeutung
Im Wesentlichen geht es beim Rage Baiting darum, mit einem Wut oder Kontroversen auslösenden manipulativen Inhalt möglichst viel Aufmerksamkeit im Internet zu generieren. Es geht den Verfassern solcher Nachrichten um das Auslösen von Hass und Empörung bei einer breiten Masse von Menschen. Die bewusst ins Netz gestellten Nachrichten – der Rage Bait – stellen also tatsächlich einen Köder für die Beeinflussung der öffentlichen Meinung dar.
Der verbale Köder soll einen Wutrausch bei denen auslösen, die ihn wahrnehmen, liken und an andere weiterleiten. Das gezielte Auslösen negativer Emotionen beruht auf einer bewussten Provokation. Rage Baits funktionieren aber auch über gezielt platzierte Lügen, irreführende und konfrontative Inhalte, glaubhaft klingende Halbwahrheiten oder verzerrt dargestellte Fakten. Rage Baits dienen als bewusst eingesetzte medial-verbale Aufreger. Mit diesen möchte jemand Aufmerksamkeit generieren.
Erklärtes Ziel ist, den Traffic auf Social-Media-Kanälen oder Webseiten zu erhöhen. Im Idealfall lässt sich damit sogar Geld verdienen. Daher ist den Produzenten solcher Meldungen jedes Streitthema, jeder Aufreger und jede Kontroverse gerade recht. Mit Glück wird man damit nicht nur als Influencer bekannt. Man kann bei YouTube, Instagram oder Facebook einen eigenen Kanal betreiben und jede Menge Follower auf sich vereinen.
Eine artverwandte Strategie der Generierung von Aufmerksamkeit sind die Click Baits bzw. Clickbaits. Mit diesen können publikumsverliebte Internet-Nutzer*Innen viele Likes und Klicks generieren. Das kann in diesem Fall aber auch durch das Teilen positiver und Mut machender Meldungen in den sozialen Medien geschehen.
Warum ist Rage Baiting ein umstrittenes Phänomen in der Netzwelt
Die Redekultur im Internet hat durch die Möglichkeit des anonymen und zensurfreien Postens von Nachrichten und Kommentaren gelitten. Hass und Hetze sind in sozialen Medien ein alltägliches Phänomen geworden. Falschmeldungen, Cyber Bashing und Shitstorms bestimmen die Netzkultur. Kontroverse Meldungen, bewusste Falschinformation und Shitstorms werden bereits bei zahlreichen Anlässen genutzt, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Manipulative Meldungen generieren Schlagzeilen. Schlagzeilen wecken Interesse. Politisch motivierte Rage Baits dienen heutzutage der bewussten Spaltung der Gesellschaft. Sie verstärken extreme Positionen und übertönen die Ansichten „normaler“ Menschen. Skandale und Sensationen sind wichtig, egal ob sie wahr sind oder auf Lügen beruhen. Sie bedienen die Zweifel, die Neugier und den Voyeurismus der Menschen. Die freie Nutzung KI-generierter Fake-Bilder untermauert den Wahrheitsgehalt auch der abstrusesten Meldungen und Falschinformationen.
Allerdings lassen Fake-News und Rage Baits eine zunehmend toxische Gesprächskultur entstehen. Produzenten von Rage Baiting finden ihre Strategien legitim. Doch auf lange Sicht vergiften diese das gesellschaftliche Klima immer stärker. Was das bedeuten kann, erleben wir derzeit in Amerika. Die amerikanische Gesellschaft ist tief gespalten. Der Hass auf die andere Seite nimmt immer heftigere Züge an. Gezielt platzierte infame Behauptungen verstärken diese Anti-Haltung.
Woher kommt der Begriff Rage Bait: Ursprung
Click Baiting bzw. Clickbaiting ist seit etwa 1999 als Begriff in Verwendung. Der Begriff Rage Bait wird demnach seit etwa 2009 verwendet. Er ist eine Negativ-Variante des Click Baitings und wird diesem wegen desselben Ziels zugerechnet. Seit etwa 2012 gelten gezielte mediale Desinformationsstrategien und Narrative, die Empörung und Wut in der Bevölkerung auslösen sollen, als bewusst eingesetzte mediale Kommunikationstechniken.
Es geht darum, im Netz für Aufreger und Empörung zu sorgen. Zum Beispiel: Nicht nur Putins Trolle bedienen sich solcher Techniken, auch deutsche Gruppierungen bedienen sich Rage Baits. Solche Gruppierungen sind meist rechtsnationaler Gesinnung zuzuordnen oder sie gehen als Verschwörungstheoretiker mit eigenen Zielen auf Menschenfang im Netz. Rage Baits erzeugen durch absichtsvoll manipulative Kommentare Klicks und Likes auf Social-Media-Kanälen.
Wer wendet Rage Baiting an und Warum
Die verwandten Begriffe Rage Farming und Rage Seeding sind seit mindestens 2022 in Nutzung. Sie bezeichnen toxische Kommentare zu allem und jedem. Diese dienen allein dem Aufhetzen und Beeinflussen anderer. Die genannten Begriffe entstammen Zusammenhängen aus der Internetwelt. Die Taktik des Rage Baiting wird inzwischen gezielt von rechtsnationalen Politikern in Deutschland oder den USA verwendet
Es geht darum, durch Desinformation und manipulative Behauptungen Fakten zu verfälschen, Hass und Hetze loszutreten und die Gesellschaft weiter zu spalten. Twitter und Facebook lassen manipulative Inhalte häufig unzensiert stehen. Twitter-Käufer Elon Musk ist auf X (ehemals Twitter) mittlerweile selbst als Verschwörungstheoretiker und eifriger Rage Bait-Produzent tätig. Auch Wladimir Putin bedient sich seit Jahren ähnlicher Taktiken.
Ein Meister seines Faches und ein Paradebeispiel für diese Disziplin ist Donald Trump. Trump hat als US-Präsident auf medialen Kanälen wie Twitter (heute X), Facebook oder seinem eigenen Kanal Truth Social sowie in TV-Interviews oder Wahlwerbesendungen nachweislich Hunderte von widerlegten Lügen verbreitet. Trump tut dies ungestraft auch weiterhin, ohne dass es ihm schadet. Lügen und Halbwahrheiten, abstruse Verschwörungstheorien, schamlose Verdrehungen und Übertreibungen sind seine bewährte Methode.
Trump hält seine politischen Anhänger mit absurden Behauptungen, Versprechen und Drohungen bei der Stange. Seine Beiträge werden kommentiert, geliked und retweetet. Mittlerweile sorgen auch die Algorithmen von Google, Instagram, YouTube und anderen dafür, dass die Empörungskultur im Netz gefördert und hinreichend bedient wird.
Verwandte Begriffe für Rage Baiting sind Im Wesentlichen geht es bei den letztgenannten um dieselbe Strategie, außer dass hier die Falschinformation oder Provokation als Saat begriffen wird, die bewusst gestreut wird.