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Was bedeutet Auf dein Nacken: Bedeutung, Definition & Herkunft


auf dein nacken

Es gibt Begriffe und Aussagen, die sich aus dem Sprachgebrauch junger Menschen nicht mehr wegdenken lassen. Auf dein Nacken gehört dazu. Drei simple Worte, deren Sinn sich aber gerade Außenstehenden oft nicht sofort erschließt.
Ebenso jedoch eine Phrase, die über ihre Bedeutung in einer konkreten Situation hinaus ein gewisses Lebensgefühl transportiert und die sinnbildlich für einen kleinen Teil der Gesellschaft steht.

Doch was ist damit eigentlich gemeint und wie wird Auf dein Nacken im Alltag überhaupt verwendet?

Was bedeutet Auf dein Nacken: Definition und Bedeutung

Wenn etwas auf jemandes Nacken geht, bedeutet das, dass er die Rechnung dafür zu übernehmen hat.

Auf dein Nacken kann dabei sowohl als Aussage als auch als Frage verwendet werden. Sitzen sich also zwei Freunde gegenüber und entscheiden sie, sich am Imbiss einen Snack zu holen, so kann Auf dein Nacken darüber entscheiden, wer dafür bezahlt.

Wer sich besonders spendabel präsentieren und selbst für die Unkosten aufkommen möchte, kann das Ganze übrigens umdrehen: Brudi, diesmal auf mein Nacken.

Der Slang ist vor allem im deutschsprachigen Raum verbreitet, lässt sich aber vermehrt bei Personen – meist jüngeren Alters – mit Migrationshintergrund feststellen.

Wo und wie wird Auf dein Nacken verwendet

Allerdings hat Auf dein Nacken in den letzten Jahren einen kleinen Wandel durchlaufen.

Der Wesensgehalt des Begriffes dreht sich dabei nicht länger nur um die Frage, wer eine bestimmte Summe begleichen soll. Sondern er kann ebenso dort verwendet werden, wo nicht ganz klar ist, wer für ein etwaiges Risiko einzustehen hat.

Der Dialog “Für die zwei Stationen mit der Bahn brauchen wir uns keinen Fahrschein holen” – Auf dein Nacken dürfte dabei bedeuten, dass sich die antwortende Person im Gegensatz zu ihrem Gesprächspartner sehr wohl der Gefahren des Vorgehens bewusst ist und dass sie im Ernstfall nicht bereit ist, dafür die Konsequenzen zu tragen.

Woher kommt der Begriff Auf dein Nacken

Auf dein Nacken stammt im Original aus dem arabischen Sprachgebrauch, seine Verwendung ist dort zumindest ab dem frühen 19. Jahrhundert überliefert.

Wenn etwas auf jemandes Nacken ging, dann hatte diese Person eine besonders schwere Last zu übernehmen. Sowohl im tatsächlichen – etwa beim Tragen von Steinen oder Wasserkrügen – Wortgebrauch, als auch im übertragenen Sinne.

Auf dein Nacken wurde oft dort verwendet, wo jemand die Hilfe eines Freundes oder Kollegen benötigte, weil er sich die anstehenden Aufgaben alleine nicht zutraute. Der Ausspruch lässt sich in ähnlicher Weise von der Türkei bis nach Griechenland und sogar Italien in vielen Ländern finden, die dem Mittelmeer angeschlossen sind.

Die deutsche Variante der arabischen Phrase

Natürlich handelt es sich bei Auf dein Nacken nicht um die korrekte eingedeutschte Form – denn sie würde “Auf deinen Nacken” lauten. Der Fehler ist im Regelfall aber beabsichtigt und wird mündlich sowie schriftlich bewusst ausgedrückt.

Der Ausspruch, der in den letzten 20 bis 30 Jahren vor allem durch arabisch- und türkischstämmige Einwanderer nach Deutschland gebracht wurde und der sich hier unter Teenagern verbreitet hat, spielt dabei allerdings ein wenig mit den Problemen der Menschen, sich an die deutsche Grammatik zu gewöhnen.

Auf dein Nacken ist übrigens stets mit einem gewissen Augenzwinkern gemeint, in kaum einer realen Situation wird er zur Formulierung einer seriösen Forderung verwendet.

Wie wird Auf dein Nacken angewendet mit anderen arabischen Begriffen

Die Phrase Auf dein Nacken kann isoliert genutzt werden, ihr Wesensgehalt ergibt sich meist aus dem Kontext und bezieht sich auf eine vorherige Aussage einer anderen Person.

Der Dialog “Lass uns zum Imbiss gehen – Auf dein Nacken” wäre damit im Slang zwar korrekt. Ihm fehlt aber eine gewisse Erklärung. Es ist keine Aussage darüber enthalten, warum die eine Person die Rechnung für seinen Gegenüber bezahlen soll.

Hier findet folglich zugleich der Gebrauch weiterer arabischer Begriffe statt, zu denen etwa “Para Yok” – übersetzt als: “Ich habe kein Geld” – gehören kann. Im Gesamten ergäbe der Dialog “Lass uns zum Imbiss gehen – Para Yok, auf dein Nacken” also bereits deutlich mehr Sinn.

Wo ist Auf dein Nacken verbreitet

Auf dein Nacken ist eine Phrase, die fast ausnahmslos in Deutschland verwendet wird und die sich darüber hinaus bestenfalls noch in Österreich und der Schweiz finden lässt.

Zwar besitzt die englische Sprache mit “Up to someone’s neck” sowie “On my neck” zwei ähnliche Aussprüche. Die erste bedeutet jedoch, tief und nahezu ausweglos in einer bestimmten Situation zu stecken – sich also vielleicht bis zum Halse verschuldet zu haben. “On my neck” nimmt dagegen vor allem in der Jugendsprache die Bedeutung an, etwas toll und faszinierend zu finden.

In beiden Fällen deckt sich der Wesensgehalt nicht mit dem deutschen Auf dein/mein Nacken.

Wie wird Die Phrase Auf dein Nacken in der Jugendsprache verwendet

Der Ausspruch Auf dein Nacken gehört heute zu den bekanntesten und wichtigsten Bestandteilen der Kommunikation unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Er ist indes noch nicht so stark verbreitet, dass er ungeachtet des Alters, der Bildung oder der beruflichen Stellung einer Person verwendet werden kann.

Vielmehr lässt er auf die Herkunft aus dem bürgerlichen Milieu schließen und deutet dort auf einen Migrationshintergrund. Gerade wegen des beabsichtigten Fehlers zieht Auf dein Nacken somit eine bewusste Grenze zwischen den normalen Bürgern und der Elite.

Wo die Phrase verwendet wird, ist die finanzielle Situation zudem oftmals so prekär, dass tatsächlich nicht jede Rechnung bezahlt werden kann und Hilfe gerne gesehen ist.

Eine Abwandlung steht für ein neues Lebensgefühl

Wie viele andere Jugendbegriffe, so wurde auch Auf dein Nacken in den letzten Jahren auf bestimmte Lebensumstände angepasst.

Immer häufiger ist Auf den Nacken von deinem Vater zu hören. Dabei handelt es sich um einen im Jahre 2023 veröffentlichten Song des Labels “VDSIS – Von der Straße ins Studio”, das vor allem talentierten Jugendlichen eine Möglichkeit der künstlerischen Betätigung gibt.

Das Lied steht zugleich aber für eine Generation an jungen Menschen, die sich den gewünschten Luxus gerne von ihren Eltern finanzieren lässt. Mal ernsthaft und mal spaßig gemeint zeigt sich: Was der eine haben möchte, darf gerne jemand anderes bezahlen.