Der innere Monk-Zwischen liebenswertem Tick und nervigem Leiden: Bedeutung, Definition & Herkunft
Vermutlich haben die meisten Personen bei sich oder anderen schon mal ein Verhalten festgestellt, das in dem Moment kurios wirkte und das vielleicht sogar für Lacher sorgen konnte – das aber doch etwas sonderbar war. Gerne sprechen wir in solchen Fällen vom inneren Monk, der sich wieder einmal meldet.
Doch was genau ist eigentlich mit dieser Redewendung gemeint, die sich erst seit der Jahrtausendwende im Sprachgebrauch etabliert hat?
Inhalt
Was bedeutet innere Monk: Definition und Bedeutung
Wohl jeder Mensch hat einen Tick oder einen Spleen – eine Verhaltensweise also, die in den Augen anderer Personen befremdlich wirkt, die für den Betroffenen selbst aber wichtig ist. Manch einer fühlt sich vielleicht durch ein schief an der Wand hängendes Bild gestört und muss es unbedingt geraderücken. Andere versuchen, beim Einkauf eine runde Summe auf dem Kassenbon stehen zu haben.
Bekannt ist ebenso das Phänomen, beim Laufen auf dem Bürgersteig mit dem Fuß nur die vollen Steinplatten zu berühren, die Fugen aber zu meiden. Und wer das selbst gesetzte Ziel nicht erreichen oder den unliebsamen Zustand nicht verändern kann, fühlt sich unausgeglichen, genervt und eventuell sogar bis aufs Blut gereizt. Häufig wird bei derlei Erscheinungen umgangssprachlich vom inneren Monk gesprochen.
Ein Fernsehdetektiv mit Macken
Der Begriff des inneren Monk bezieht sich zunächst auf die US-amerikanische Fernsehserie Monk, in der Tony Shalhoub den etwas eigenartigen Ermittler Monk darstellt, der in 125 Episoden zwischen den Jahren von 2002 bis 2009 all jene Kriminalfälle lösen muss, die seine Kollegen vom Polizeirevier nicht aufklären können. Was ihm dank seiner individuellen Talente auch stets gelingt.
Monks Besonderheit liegt einerseits in seiner Genialität, die ein einzigartiges Denken, Fühlen und Wahrnehmen erkennen lässt. Andererseits aber genau in jenen Ticks, die seinen Alltag und sein Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen – und die letztlich sogar so dominant sind, dass sie sein Leben bestimmen. Der Serie ist es damit gelungen, nicht nur interessante Geschichten zu erzählen, sondern zugleich das Bild einer psychischen Erkrankung zu zeichnen, die von der Öffentlichkeit leider noch immer zu häufig ignoriert wird.
Erste Anzeichen einer Psychose
Mögen solche Macken sympathisch und zuweilen sogar lustig wirken, so sind sie doch der Ausdruck einer Psyche, die sich nach Frieden, Ordnung und Struktur sehnt. Die Betroffenen können das sie empfindlich störende Chaos in kleinen Details erkennen, die vielen anderen Menschen gar nicht auffallen würden. Kann das nervende Element nicht beseitigt werden, fühlt sich der innere Monk erheblich unter Druck gesetzt.
In der Folge passiert im Gehirn und im Unterbewusstsein des Betroffenen einiges, was er selbst kaum beeinflussen kann. Stress, Überforderung und Hilflosigkeit treten auf – der Leidende fühlt sich in eine Lage versetzt, in der er alleine hoffnungslos verloren wäre. In gravierenden Fällen setzt sein Denken völlig aus, weil der Kopf nicht fähig ist, die Störung der inneren Ruhe zu verarbeiten.
Ängste und Traumata als Ursache
Grundsätzlich ist der innere Monk – so harmlos er auch erscheint – ein Fall für den Psychologen. Denn hinter dem Spleen stehen oft Ängste, die im Unterbewusstsein des Erkrankten seit Jahren oder sogar seit Jahrzehnten verwurzelt sind. Zwar kämpft er immer wieder gegen sie an, indem er das lästige Chaos ordnet. Auf Dauer wird er seine Macken aber nicht los.
Eine Therapie muss stets so angelegt sein, dass sie sich den eigentlichen Ursachen des etwas sonderbaren Verhaltens annimmt und dass sie versucht, mögliche Auslöser in den frühen Lebensjahren des Betroffenen zu erkennen. Gelingt ihr das, können innere Konflikte und Traumata durchaus gelöst werden – auch wenn der Prozess oftmals ebenso lang wie schmerzhaft ist.
Bekämpfen statt befriedigen
Da der innere Monk aber eher als sympathischer Tick wahrgenommen und nur selten einmal als psychisches Leiden identifiziert wird, bleiben die notwendigen Gegenmaßnahmen meist aus. Wo eine Therapie nötig wäre, wird im Alltag versucht, das eigene Verhalten zu kontrollieren und den aus den Untiefen des Bewusstseins aufsteigenden Spleen zu unterdrücken.
In der Konsequenz können sich erhebliche Schäden der psychischen und physischen Gesundheit einstellen. Denn je weniger der Betroffene lernt, mit störenden Einflüssen umzugehen und sie als Teil eines normalen Alltags zu akzeptieren, desto mehr leidet er darunter. Das schief hängende Bild – von vielen Personen gar nicht erkannt – führt dann etwa zu Herzrasen, Schweißausbrüchen oder einem steigenden Blutdruck. Die Symptome ähneln also einem Nervenzusammenbruch.
Die Ursprünge liegen im Buddhismus
Übrigens verdankt der innere Monk seinen Namen nur teilweise der erwähnten Fernsehserie. Denn diese spielt eigentlich auf ein Konzept des tibetischen Buddhismus an, das seit dem 15. Jahrhundert bekannt ist. Die Bezeichnung Monk ist in der englischen Sprache die direkte Übersetzung für den Mönch. Wenn also vom inneren Monk – englisch: The inner Monk – gesprochen wird, geht es um den im Unterbewusstsein sitzenden Mönch.
Der Mönch ist im Buddhismus ein Symbol für Ruhe, Kraft, Weisheit und Frieden. Stört uns etwas und wird dadurch der innere Monk geweckt, so ist damit der Versuch gemeint, wieder einen Zustand der Stille und der Harmonie herzustellen. Wie genau das gelingt, unterscheidet sich von Person zu Person – ebenso weichen die Ansichten voneinander ab, wie genau der innere Frieden aussieht.
Mit Geduld und Routinen zum Ziel
Demgegenüber kann es im Alltag mit kleinen Tricks gelingen, die Ticks zu reduzieren. Zunächst sei hier gesagt, dass damit kein Ersatz für eine Therapie gewährleistet wird und dass jede Maßnahme viel Disziplin und Geduld erfordert. Fortschritte stellen sich oft erst nach mehreren Monaten ein und sie benötigen strikte Routinen, die in den chaotischen Momenten für mentale Stabilität sorgen können.
Dennoch ist es sinnvoll, sich einmal selbst zu beobachten und jene Auslöser zu identifizieren, die für Stress und Unwohlsein verantwortlich sind. Häufig lassen sich diese mit festen und regelmäßigen Abläufen im privaten wie beruflichen Leben umgehen, sodass sich für den Betroffenen weniger Trigger einstellen. Auf diese Weise wird der innere Monk gezähmt – grundsätzlich sollte aber weiterhin eine Therapie gegen die eigenen Ängste und Traumata erwogen werden.