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Was bedeutet Ins Blaue hinein: Bedeutung, Definition & Herkunft | Sprichwort


ins blaue hinein

Wohl jeder Mensch hat schon einmal etwas ins Blaue hinein gesagt oder getan. Die Phrase ist im Sprachgebrauch mittlerweile so fest verankert, dass jeder zu wissen scheint, was damit gemeint ist. Nachfragen zeigen aber, dass über die Herkunft und den Wesensgehalt des Begriffs unterschiedliche Ansichten existieren. Grund genug, hier für ein wenig Klarheit zu sorgen – und nicht ins Blaue hinein zu spekulieren.

Was bedeutet Ins Blaue hinein: Definition und Bedeutung

Wenn etwas ins Blaue hinein passiert, dann geschieht es in der Regel ohne ein festes Ziel, ohne konkrete Anhaltspunkte und ohne das erforderliche Vorwissen. Stets muss daher etwas Unvorhergesehenes eingeplant werden.

So wird beispielsweise der Lottoschein meist auf gut Glück – und somit ins Blaue hinein – ausgefüllt. Wer auf eine Frage reagieren möchte, ohne die Antwort zu kennen, rät ins Blaue hinein.

Gleiches gilt für den Ausflug am Wochenende, für den keine genaue Destination festgelegt wird: Die Fahrt ins Blaue hat sich längst im Sprachgebrauch weiter Teile der Gesellschaft im deutschsprachigen Raum etabliert. Es handelt sich dabei also nicht mehr um eine Phrase, die lediglich von einem Teil der Bevölkerung oder nur von einer Subkultur verwendet wird.

Welche Synonyme gibt es für ins Blaue hinein: Der Begriff wirkt antiquiert

Allerdings ist von einem Verhalten, das ins Blaue hinein vorgenommen wird, immer seltener zu hören – die Redewendung lässt sich vorwiegend bei Menschen höheren Alters finden und dürfte unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen kaum noch existieren.

Hier wären eher die Synonyme anzutreffen: Wörter und Phrasen wie

  • auf gut Glück oder
  • blindlings

klingen eben deutlich moderner.

Übrigens kann auch das Akronym – also der Zusammenschluss der Anfangsbuchstaben jedes Wortes innerhalb einer Redewendung – YOLO mit einem Verhalten ins Blaue hinein gleichgesetzt werden: Es passiert, worauf die Betroffenen gerade Lust haben und wonach ihnen der Sinn steht. Und zwar ungeachtet der Folgen des eigenen Verhaltens. Wenn alles gut verläuft, ist das toll – und wenn es scheitert, dürfte das auch kein Weltuntergang sein.

Der Sprung ins Ungewisse

Psychologisch betrachtet ist das Verhalten ins Blaue hinein nicht ganz geklärt. Immerhin fehlt es den Betroffenen dafür an konkreten Anhaltspunkten. Die emotionale Ausgangslage kann sich daher unterschiedlich gestalten. Manch einer tut etwas aus Neugier, aus Übermut oder aus Abenteuerlust ins Blaue hinein.

Andere Menschen sehen darin einen Versuch, eine Probe aufs Exempel oder die Erfüllung eines Wunsches. Häufig wird die Phrase aber mit einer positiven, vielleicht sogar mit einer lebensbejahenden Konnotation verstanden: Was ins Blaue hinein geschieht, soll Freude bereiten – eines speziellen Grundes bedarf es dafür nicht. Und was andere darüber denken, ist ohnehin nebensächlich.

Damit ist eine Philosophie verbunden, die den Genuss des einzelnen Moments anstrebt und die nicht nach möglicherweise auftretenden Konsequenzen fragt. Ein Loslassen im Augenblick also.

Woher kommt der Begriff ins Blaue hinein: Ursprung

Zudem ist nicht eindeutig definiert, woher die Redewendung eigentlich stammt. Ein Erklärungsansatz liegt im Fahrplan der Deutschen Reichsbahn: Sie bot ab den 1930er Jahren Ausflüge mit einem den Passagieren unbekannten Ziel an. Wohin es ging, wussten zwar die Zugführer und das Begleitpersonal. Wer die Karte aber löste, tat das ins Blaue hinein. Und genau unter diesem Motto standen die Fahrten für die mitfahrenden Journalisten, die darüber in den Zeitungen berichteten: Sie schrieben von der Fahrt ins Blaue.

Die damalige Bedeutung geht Hand in Hand mit der Aussagekraft, die der Redewendung heute noch zukommt: Es geschieht etwas, dessen Ausgang ungewiss ist. Auch damals bedurfte es also einer Portion Mut und Abenteuerlust, um eine solche Zugreise anzutreten, deren Ziel den Gästen vorab nicht mitgeteilt wurde.

Auch der Flachs ist blau

Ein weiterer Versuch der Erklärung liegt ebenfalls in den Ausflügen am Wochenende: Da diese meist in der warmen Jahreszeit von Frühling bis Sommer stattfanden und genau in diesen Wochen der Flachs – auch als Lein bekannt – in einer wundervollen blauen Farbe blüht, führte die Fahrt eben ins Blaue. Denn in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Flachs noch in deutlich größeren Mengen als heutzutage angebaut.

Wer mit dem Bus, dem Zug oder dem Auto die Städte verließ und allmählich in ländliche Regionen vordrang, konnte die weiten Felder mit dem blauen Flachs nicht übersehen. Oft hielten die Ausflügler genau dort, wo es ihnen gerade gefiel. Und nicht selten entwickelte sich daraus ein Picknick im Feld: Man hat eine Fahrt ins Blaue hinein unternommen, deren Ziel vorab nicht bekannt war.

Behauptungen ohne konkretes Wissen

Nicht ganz so amüsant wird es allerdings, wenn im juristischen Sinne der Vorwurf im Raum steht, jemand habe eine Aussage ins Blaue hinein getroffen. Denn damit wird angedeutet, dass es den Worten an Substanz fehlt. Wird etwas ins Blaue hinein gesagt, dann sind damit häufig ehrverletzende Inhalte gemeint.

Im strafrechtlichen Kontext würde natürlich eher von der Verleumdung, der üblen Nachrede oder von der unwahren Tatsachenbehauptung die Rede sein – tatsächlich ist in den Verhandlungen vor Gericht die Phrase des ins Blaue hinein Gesagten aber noch relativ bekannt. Und das wiederum bedeutet, dass sich durchaus juristische Folgen einstellen können, wenn jemand über eine andere Person etwas ins Blaue hinein behauptet – ohne das Unterstellte letztlich auch beweisen zu können. Es ist daher ratsam, gänzlich darauf zu verzichten.

Die Kunst, unerreichbar zu sein

Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang, dass im englischen Sprachgebrauch die Redewendung “Into the blue” existiert. Sie lässt sich zwar mit einem Verhalten übersetzen, das ins Blaue hinein vorgenommen wird. Die Bedeutung der Phrase unterscheidet sich vom Aussagegehalt in der deutschen Sprache aber durchaus. Denn im Englischen ist damit das vollständige Verschwinden gemeint.

Personen, die “into the blue” gehen, nehmen sich eine temporäre Auszeit von sozialen Kontakten. Entweder melden sie das Telefon und das Internet ab – oder sie begeben sich auf eine längere Reise. Auch hier steht somit eine Handlung im Mittelpunkt, die aus einer Emotion heraus unternommen wird und deren Ziel noch nicht absehbar ist. Häufig wird darin ein Versuch der Selbstfindung gesehen. Wo die Betroffenen aber tatsächlich landen und welche Erfahrungen sie dort sammeln, ist ungewiss.