Was bedeutet gottlos: Bedeutung, Definition & Herkunft | Jugendsprache
Eigentlich scheint die Bedeutung des Wortes gottlos unmissverständlich zu sein. Schließlich wurde diese Bezeichnung für lasterhaftes oder religiös missliebiges Verhalten nicht erst jetzt erfunden. Sie hat eine lange Geschichte.
Ursprünglich wurden nur Menschen, die nicht an Gott glauben, als gottlos bezeichnet. Sie galten in religiöser Hinsicht als unmoralisch und wurden – bzw. werden im Islam bis heute – als Ungläubige bezeichnet. Die Pendants zum Begriff gottlos sind gottesfürchtig oder fromm.
Als Begriff aus der Jugendsprache bezeichnet das Wort gottlos eher etwas, was jemand verwerflich findet. Sehr weit entfernt vom Ursprungsgehalt ist das nicht. Es wird aber nicht mit religiösem Bezug verwendet.
Gottlos ist es unter Gleichaltrigen bereits, wenn jemand seine Pizza alleine auffuttert, ohne den Anwesenden etwas abzugeben. In anderen Verwendungen verstärkt gottlos aber auch etwas Positives.
Als Adverb wird „gottlos“ genutzt, um eine stärkere Betonung auf eine als negativ oder positiv angesehene Haltung zu erhalten. „Das war gottlos gut“ oder „Das war gottlos schlecht.“ Hier wird jeweils durch das lobende oder kritisch klingende Wort im Satzzusammenhang klar, was gemeint ist.
Gottlos kann aber auch als Adjektiv genutzt werden und dann für sich stehen. „Mann, die Party bei Daniel war wirklich gottlos“. In diesem Fall ist nicht ohne weitere Erklärungen oder das Insider-Wissen eines auf der Party anwesenden Kumpels klar, ob sie gottlos gut oder grottenschlecht war.
Heißt es aber „Die Mathe-Klassenarbeit war grausam gottlos“, impliziert das Wort „grausam“, dass sie ein Reinfall war. Der Kommentator war schlecht vorbereitet. Er fand die Aufgaben perfide und schwer.
Inhalt
Was bedeutet gottlos: Definition und Bedeutung
Gottlos bezieht sich ursprünglich explizit auf eine a-religiöse, atheistische oder antireligiöse Haltung.
Das ist in der Jugendsprache anders. Hier hat der Begriff nichts mit religiösen Einstellungen zu tun. Er dient stattdessen im Sinne von „verwerflich“, „ehrlos“, „gemein“ oder „skrupellos“ als verstärkende Bezeichnung für Dinge, die man – im Ernst oder im Spaß – verurteilt. Wenn jemand gottlos verärgert ist, ist er sehr wütend.
In einer anderen Verwendung dient gottlos aber auch als zusätzliche Betonung eines Lobes. Man sagt beispielsweise: „Der Kuchen meiner Mutter war gottlos lecker.“ In diesem Kontext wird es ähnlich wie das Füllwort „super“ als Verstärkung des Lobes eingesetzt.
Es geht dabei nicht um eine Übertreibung, sondern um ein echtes Lob, das im Sinne einer Schwärmerei verbal verstärkt wird.
Woher kommt der Begriff gottlos: Ursprung
Ursprünglich stammt der Begriff gottlos aus kirchen- und religionsgeschichtlichen Zusammenhängen. Wer als gottlos galt, war ein Ungläubiger, ein Heide oder Ketzer. Im radikalen Islam wird der Begriff heute noch verwendet. Wer hier als gottlos gebrandmarkt wird, ist ein Feind des Islams.
Wer hat das Wort in die Jugendsprache eingeführt
Der Urheber dieses Jugendwortes ist nicht mehr nachzuvollziehen. Die Verwendung von gottlos im heutigen Verständnis gab es vor ein paar Jahren bereits einmal. Dann lösten andere Jugendwörter den Begriff ab, bis er jetzt wieder verstärkt in den Fokus gerückt ist. Feststellen lassen sich solche Trends in den sozialen Netzwerken.
Wo wird gottlos verwendet
Insbesondere in den sozialen Medien finden sich Verwendungen des Wortes gottlos. Zu entdecken ist dieses Wort aber auch bei einigen deutschen Rappern – zum Beispiel bei Kollegah oder K C Rebel. Wie es dort eingesetzt wird, ist unterschiedlich.
Welche Synonyme gibt es für gottlos
Statt gottlos im Sinne einer Kritik könnte man auch die Worte:
- egoistisch,
- infam,
- nicht in Ordnung oder
- unerhört
nutzen. Diese im Bedeutungsgehalt unterschiedlich klingenden Ersatzbegriffe decken in etwa die Spanne ab, in der gottlos genutzt wird. Auch ein „Das ist gemein!“ würde ersatzweise passen.
Aus Kontext und Stimmung ergibt sich, ob die Bemerkung scherzhaft gemeint ist oder ob sie als Kritik oder gar Beleidigung aufzufassen ist. Als klar zu erkennende Beleidigung erweist sich ein „Du gottloses Ar*loch“, das nicht mit einem scherzhaften Lächeln von einem engen Freund geäußert wird.
In der positiven Bedeutung kann gottlos durch die ebenfalls verstärkenden Worte: „sehr“, „super“, „wirklich“ oder „extra“ ersetzt werden. Es geht darum, ein Lob durch einen schwärmerisch-emotionellen Begriff noch zu verstärken. Zum Beispiel so: „Mann, diese Frau ist wirklich gottlos sexy!“
Wie wird gottlos verwendet
Eine total gottlose Party ist eine Fete, bei der alle Hemmungen und Schranken gefallen sind. Für die abwesenden Eltern der jugendlichen Party-Veranstalter bedeutet das meist nichts Gutes. Eine gottlos gute Party ist jedoch eine Fete, die unheimlich toll war. Ebenso kann eine grottenschlechte und langweilige Party als „gottlos öde“ oder „gottlos schrecklich“ gebrandmarkt werden.
Wie ist gottlos gemeint
Gottlos ist entweder als verbale Verstärkung eines kritischen Kommentars gemeint oder als Verstärkung von Anerkennung.
Beispiele für die Verwendung
- „Kevin ist wirklich ein Typ, der gottlos touchy ist!“ Gemeint ist, dass Kevin eine Mimose oder ein Weichei ist – ein junger Mensch, der emotionell als allzu berührbar und angefasst auffällt. In dieser Bemerkung schwingt als unausgesprochene Andeutung mit, dass diese Eigenschaft weibisch ist und Kevin homosexuell sein könnte.
- „Dieses Computerspiel ist gottlos gut.“ Es ist sogar besser als gut, es ist klasse.
- „Mann, Jonas. Was Du vorhin zu Frau Möller gesagt hast, war gottloses Mansplaining.“ Kritisiert wird hier, dass Jonas der Lehrerin einen belehrenden Vortrag hielt, in dem er sich als jemanden darstellte, der zum Thema mehr weiß als sie.
Rapper Kollegah verwendete diesen Begriff in seinem Song „Bossmode“ so:
„Bete, wenn’s Nacht wird, diese Welt ist gottlos.“
Summer Cem nannte gar einen seiner Songs „Gottlos“. Er sang:
„Ich will bleiben – ich will gehen – lass mich doch los! Verliere meinen Glauben, denn Deine Liebe ist gottlos!“
Obwohl er den Glauben ins Feld führt, geht es hier offensichtlich nicht um einen religiösen Kontext.
Rapper KC Rebel bringt den Begriff in einem expliziten Text namens „Kanax in Paris“ ein. Dort heißt es
„… ich habe die Kalasch mit, und schieße auf gottlose Rapper wie ein Salafist.“