Foodporn leicht erklärt: Bedeutung, Definition & Herkunft | Jugendsprache
Ein Bild kann ja bekanntermaßen mehr als aussagen als viele Worte. Gut beobachten lässt sich das in den sozialen Medien, wo einzelne Fotos schnell einmal mehrere eintausend Likes erzielen.
Auch im Genre des Foodporn wird dieser Umstand genutzt: Alltägliche Mahlzeiten werden dabei so kunstvoll in Szene gesetzt, dass ihnen die Aura von etwas Besonderem zukommt.
Doch was genau ist das Foodporn eigentlich und wie ist es entstanden?
Inhalt
Was bedeutet Foodporn: Definition und Bedeutung
Wohl jeder hat den Effekt schon einmal erlebt: Wenn man ein Buch mit Koch- oder Backrezepten durchblättert, möchte man dieses oder jenes Gericht am liebsten sofort nachkochen. Und das liegt nicht selten an den hochwertigen Fotos, die dem Betrachter das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.
Dafür wurde im englischen Sprachgebrauch der Begriff des Foodporn entwickelt, der sich – etwas kantig klingend – am besten als Essens-P*rnografie übersetzen lässt. Und das ist keine Übertreibung, denn derlei Bilder regen nicht nur alle Sinne eines Menschen an, sondern sie können auch auf jene Bereiche des Gehirns einwirken, die für den Lustgewinn zuständig sind.
Wer sich ein solches Foto ansieht, stimuliert sein Unterbewusstsein, als wäre er gerade einer sehr attraktiven Person begegnet.
Wohl jeder hat es schon mal gemacht
Im Bereich des Foodporn kommt es seit der Jahrtausendwende zu einigen Veränderungen. So ist es nicht länger nur den professionellen Fotografen vorbehalten, solche Bilder zu erstellen. Wer über eine halbwegs gute Digitalkamera oder ein modernes Handy verfügt, ist dazu ebenfalls in der Lage – und das mit wenig Aufwand innerhalb von Sekunden.
Da verwundert es nicht, dass in vielen Restaurants und am heimischen Speisetisch immer häufiger das gleiche Ritual bewundert werden kann, wenn das Essen serviert wird: Erst einmal gilt es, eine möglichst aussagekräftige Aufnahme zu erstellen, die über die sozialen Medien mit der ganzen Welt geteilt wird.
Und wer dabei noch einen besonders tollen Filter einsetzt, kann die Chance auf Likes und Follower deutlich erhöhen.
Der Blick kann trügen
Im Genre des Foodporn ist aber nicht alles gesund, was dem Betrachter gezeigt wird. Studien haben ergeben, dass für die hochwertig produzierten Bilder zumeist Inhaltsstoffe verwendet werden, die für die optimale Ernährung einen eher zweifelhaften Ruf besitzen.
Wie etwa große Mengen an Kohlehydraten, Fett oder Zucker – und das in allen nur denkbaren Variationen. Damit wurde ein negativer Einfluss auf die Gesellschaft ausgelöst: Der Konsum der genannten Nährstoffe, die wesentlich am Entstehen von Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck beteiligt sind, nimmt seit einigen Jahren stetig zu.
Dabei ließe sich mit Foodporn viel Gutes tun, indem die Menschen wieder für gesunde und nachhaltige Lebensmittel begeistert werden. Aber Bilder von Salaten und Rohkost bringen in den sozialen Medien leider nicht so viele Likes wie Gebackenes, Gebratenes und Frittiertes.
Seit Ende der 1980er Jahre im Gespräch
Unter dem Hashtag Foodporn lassen sich bei Instagram, Facebook und TikTok mehr als 150 Millionen Fotos und noch einmal 50 Millionen Videos finden. Medienagenturen haben sich längst eigene Abteilungen aufgebaut, die sich auf dieses Thema spezialisieren. Und viele Fotografen bieten in dem Bereich interessante Schulungen für Laien an.
Doch woher kommt der Begriff eigentlich, der in aller Munde ist?
Zur Bekanntheit hat ihm sicherlich der US-amerikanische Autor Frank Chins verholfen. Ihm war im Jahre 1987 mit einer Kurzgeschichte unter dem Titel “Railroad Standard Time” der Durchbruch gelungen. Chins nutzte den Begriff des Foodporn , um die fast schon erotische Wirkung einer guten Speise zu beschreiben.
Die Redewendung gelangte damit in die Öffentlichkeit, wurde in den Medien kontrovers besprochen und setzte sich im Sprachgebrauch fest.
Es geht auch ohne P*rnografie
Allerdings geht die Bezeichnung des Foodporn auf das im Jahre 1984 erschienene Buch “Female desire” der britischen Journalistin Rosalind Coward zurück. Sie verwendet den Terminus nicht nur, sondern beschreibt ihn zugleich auch umfangreich.
So stellt sie das Zubereiten eines köstlichen und idealerweise gesunden Mahls, das einem anderen Menschen serviert werden soll, als Dienst an jener Person dar. Wie beim Liebesspiel, so wäre es auch hierbei wichtig, ganz auf die Wünsche und Bedürfnisse des Empfängers einzugehen.
Coward erkennt darin einen selbstlosen und fast schon devoten Akt, der einzig darauf abzielt, Befriedigung beim Betroffenen auszulösen. Während Coward den Begriff so versteht, dass das Kochen einer Speise eine erotische Wirkung haben kann, übernehmen beim modernen Foodporn eher die kunstvoll gestalteten Fotos diese Aufgabe – und das, ohne selbst der Pornografie anzugehören.
Längst in der Popkultur beheimatet
Nicht nur mehrere Millionen Bilder und Videos lassen sich unter dem Hashtag finden – die Bezeichnung Foodporn wird darüber hinaus in Dutzenden Songs eingesetzt, die damit auch dessen Popularität nutzen.
Die Künstler Lardi B und Sir Loin haben daraus Lyrics gestaltet, bei denen erotische Szenen geschildert werden, die auf den Verzehr von Lebensmitteln während des Liebesspiels abstellen.
So werden Butter, Fleisch und Gemüse vom Körper der Sexualpartnerin genascht. Der Terminus wird dabei leider derart weit entstellt und pervertiert, dass er mit der eigentlichen Bedeutung des Foodporn kaum mehr in Einklang zu bringen ist.
Die Texte anderer Lieder verhalten sich ähnlich, die Redewendung Foodporn wird nur allzu wörtlich genommen, um eine inhaltliche Nähe zwischen dem Essen und der P*rnografie herzustellen.
Auch im Film zu sehen
Was mit dem Begriff des Foodporn hingegen wirklich gemeint ist, lässt sich wunderbar im französischen Film “39,90” aus dem Jahre 2007 feststellen. In ihm spielt der spätere Oscar-Preisträger Jean Dujardin einen Marketingspezialisten, der mit dem Dreh eines Werbespots für einen Joghurt beauftragt wird.
Die aus dem Off zu hörende Stimme erläutert in den entsprechenden Szenen nachvollziehbar, wie bereits kleinste Details über den Erfolg beim Foodporn entscheiden, worauf beim Erstellen der Videos und Fotos zu achten ist – oder durch welche Effekte sich die gewünschte Wirkung beim Betrachter erzielen lässt. Denn sie liegt darin, in ihm eine Gier nach etwas Alltäglichem zu erzeugen.
Durch das Foodporn soll der Betroffene schließlich immer auch manipuliert werden. Ein Bild sagt dabei tatsächlich mehr, als tausend Worte das jemals könnten.