Wifey material leicht erklärt: Bedeutung, Definition & Herkunft | Sprache

Dichter wie Shakespeare oder Goethe haben unendlich viele Begriffe geprägt, die voller Liebe, Anstand und Würde für die Dame des Herzens verwendet werden können. Demgegenüber klingt es oft etwas ungehobelt, eine attraktive Frau als Wifey material zu bezeichnen.
Nicht nur das: Vielfach wird der Ausspruch heute sogar als Beleidigung aufgefasst. Doch was genau soll mit dem Wifey material eigentlich ausgedrückt werden, auf welche Damen bezieht es sich – und warum ist es mittlerweile umstritten?
Inhalt
Was bedeutet Wifey material: Definition und Bedeutung
Was uns in potenziellen Partnerinnen und Partnern anspricht, ist unterschiedlich. Während für einige der One-Night-Stand das ultimative Ziel darstellt, sind andere auf der Suche nach einer festen Beziehung und gewiss auch nach dem großen Glück.
Eine Frau, die nicht nur für einen netten Flirt, ein kurzes Abenteuer oder eine innige Freundschaft in Betracht kommt, wird in den sozialen Medien zunehmend als Wifey material bezeichnet.
Der Begriff Wifey stammt aus dem englischen Sprachgebrauch und wird dort als Verniedlichung des Ausdrucks Wife verwendet, der direkt als “Ehefrau” übersetzt werden kann. Dass der Terminus in Verbindung mit dem Wort Material – im Englischen wie im Deutschen in gleicher Bedeutung benutzt – zum Einsatz kommt, lässt aber bereits erkennen, dass der Begriff durchaus abwertend und sexistisch interpretiert werden kann.
Der Wunsch nach einer festen Beziehung
Vor allem Jugendliche und junge Männer reden bevorzugt vom Wifey material: “Hey, schau dir mal die Frau da drüben an” – “Sieht gut aus, ist ein richtiges Wifey material”.
Was für Personen, die mit dieser Form der Umgangssprache nicht vertraut sind, meist verborgen bleibt: Der zweite Gesprächsteilnehmer bekundet mit seiner Antwort, dass er die Dame nicht nur attraktiv findet, sondern dass er sich vorstellen kann, irgendwann einmal eine Ehe mit ihr zu führen. Er sieht also etwas in ihr, das ihn anspricht und das über den kurzfristigen Lustgewinn hinausgeht.
Natürlich dürfte es eher selten vorkommen, dass im Rahmen eines spontanen Treffens schon der Wunsch nach der Ehe entsteht. Doch gerade im Freundeskreis definieren manche Männer jene Frauen, die sie sich als Wifey material auserkoren haben.
Das Idealbild der treusorgenden Ehefrau
Geprägt wurde der Begriff im Jahre 2018 von der US-amerikanischen Schauspielerin und Entertainerin Kim Kardashian. Sie bezeichnete sich selbst mehrfach als das Wifey material, das ihrem Ehemann Kanye West den Rücken freihält.
Beide waren von 2014 bis 2021 miteinander verheiratet, aus der Ehe sind vier Kinder hervorgegangen. Kardashian interpretierte die Beziehung so, dass ihrem Mann das Recht zukam, sich um seine Karriere als Künstler zu bemühen, während es Kims Aufgabe war, den Nachwuchs großzuziehen.
Der Ausdruck erlangte dadurch ein hohes Maß an Popularität und wurde häufig so gedeutet, dass die Ehefrau den Haushalt besorgt, sie die fürsorgliche Unterstützung für ihren Mann ist – und sie keinerlei Ambitionen hegt, selbst einmal etwas Großes zu erreichen.
Eigenschaften des Wifey materials
Eine Dame, die als Wifey material betitelt wird, muss daher nicht unbedingt gut aussehen. Vielmehr ist entscheidend, dass sie bereit ist, ihr Leben ganz ihrem Gatten zu widmen. Sie muss liebevoll und hilfsbereit sein, gut zuhören können, sollte stets psychologischen Beistand leisten können, darf zudem einige Qualitäten für das Bett mitbringen und soll ihrem Mann dabei helfen, sich zu einer besseren Person zu entwickeln.
Sie steht somit treu an seiner Seite, beklagt sich nicht über die Widrigkeiten des Lebens, würde sich niemals für andere Herren interessieren und unterstützt ihren Partner, wann immer das nötig ist. Dass sie sich daneben um den Haushalt kümmert, die Kinder aufzieht, die Finanzen im Blick behält und eine gute Köchin ist, wird fast schon vorausgesetzt.
Lyrics aus dem Jahre 2009
Hat Kim Kardashian den Ausdruck des Wifey materials bekannt werden lassen, so hat sie ihn doch nicht selbst entwickelt. Erstmals wurde er einem breiten Publikum bekannt, als der US-amerikanische Hiphop-Künstler Ace Hood im Jahre 2009 einen Song mit jenem Titel auf den Markt brachte.
Darin stellt er etwas traurig fest, dass er schon die ganze Welt bereist und dabei viele Frauen kennengelernt habe – keine von ihnen tauge aber für das perfekte Eheglück. Zugleich verspricht er dem Wifey material einen exklusiven Zugang zu seiner Welt, aus der er seine zahlreichen Flirts längst verbannt hat.
Abschließend sichert er seiner künftigen Ehefrau zu, dass sie ihm wichtiger ist als alles Geld und jedes Abenteuer – und dass er nur sie liebt.
Die Anfänge reichen in das 18. Jahrhundert zurück
Tatsächlich hat sich Ace Hood den Begriff aber nur aus der afro-amerikanischen Kultur ausgeliehen, in der ab den 1980er Jahren gegenüber Frauen – mal wohlwollend, mal abschätzig – vom Wifey material gesprochen wurde.
Der Terminus Wifey dagegen hatte sich bereits im frühen 20. Jahrhundert innerhalb der farbigen Subkulturen der Vereinigten Staaten etabliert. Ursprünglich geht er auf den in Schottland üblichen Sprachgebrauch zurück, der im späten 18. Jahrhundert das Wort Wifey in mehreren Lexika nennt.
Auch seinerzeit wurde es schon für treue und liebevolle Ehefrauen verwendet, die ihrem Mann keinen Kummer bereiten, die ihm zu einem Leben in Glück und Freude verhelfen – und die dafür mit seiner unendlichen Liebe belohnt werden.
Der Begriff ist negativ konnotiert
Insgesamt wird von dem Wifey material aber auch verlangt, dass es gegenüber dem Gatten eine Position einnimmt, in der eigene Wünsche und Bedürfnisse nebensächlich werden.
Die Frau verkommt zur unterwürfigen und keinesfalls gleichberechtigten Partnerin, die von ihrem Mann wie ein hübsches Accessoire herumgezeigt wird – tatsächlich aber in den entscheidenden Fragen der Ehe kaum mitreden darf. Ihre einzige Aufgabe liege Kritikern zufolge darin, die Nebenrolle im Leben ihres Gatten einzunehmen, dem sie hilfreich zu Diensten ist.
Häufig wird der Ausdruck daher heute als Beleidigung aufgefasst. Der Begriff sei sexistisch und würde jedes Maß an Respekt vermissen lassen, das in zwischenmenschlichen Beziehungen notwendig wäre.
Wer es also mit einer Dame ernst meint, sollte ihr gegenüber lieber nicht vom Wifey material sprechen – sondern sie mit Anstand und Würde behandeln.