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Touch grass leicht erklärt: Bedeutung, Definition & Herkunft | Jugendsprache


touch grass

VALUA VITALY/Shutterstock

Im Internet lassen sich viele der sogenannten Lifehacks finden. Tipps also, die anderen Personen zu mehr Glück und Wohlbefinden verhelfen sollen. Immer häufiger tritt dabei die Redewendung Touch grass in Erscheinung, die den Empfänger dazu ermutigen möchte, mal wieder nach draußen in die Natur zu gehen.

Warum der Ratschlag nicht nur sinnvoll ist, sondern auch zunehmend an Relevanz gewinnt, ist schnell erklärt.

Was bedeutet Touch grass: Definition und Bedeutung

Ist ein Zustand des steten Fortschritts denkbar, der den Menschen zwar hilft und der ihren beruflichen wie privaten Alltag einfacher gestaltet – und der sie doch nicht glücklich macht?

Die Digitalisierung könnte hierbei genannt werden. Sicherlich mag es zuweilen vorteilhaft sein, Einkäufe online zu jeder Zeit von jedem Ort aus mit dem Smartphone vornehmen zu können. Oder Musik und Filme zu streamen, während man im Bus sitzt.

Ebenso, wichtige Projekte für den Job von der heimischen Couch aus zu erledigen.

Doch die Entwicklung kennt auch Nachteile: Die Betroffenen fühlen sich nicht wohl damit, die meiste Zeit des Tages von technischen Geräten umgeben und damit schnell erreichbar zu sein. Der Begriff Touch grass – das Gras berühren – ist ein Ratschlag, der für Abhilfe sorgen will.

Die Re-Digitalisierung als Ziel

Immer mehr Menschen neigen dazu, nach dem Feierabend das Handy nicht mehr anzurühren. Der Computer und der Fernseher bleiben aus.

Die Zeit wird dagegen sinnvoll genutzt. Etwa mit Gesprächen innerhalb der Familie oder des Freundeskreises. Vielleicht sogar mit dem Lesen eines guten Buches.

Wer sich für diesen Schritt entscheidet, degradiert die technischen Geräte wieder zu dem, was sie eigentlich sein sollten: Nützliche Helfer im Alltag – von denen man sich dennoch nicht abhängig machen möchte.

Denn wer weiß schon, ob die dauerhaft konsumierte elektrische Strahlung nicht zu gefährlichen Folgen für die Gesundheit führen kann? Oder wo all die Daten landen, die wir an jedem einzelnen Tag in die Welt hinaussenden?

Wer glücklich sein will, verzichtet gerne einmal auf Smartphone und Computer.

Sich mit der Natur verbinden

Der Ausspruch Touch grass geht sogar noch etwas weiter. Er kann als Tipp an die Menschen verstanden werden, die heimischen vier Wände häufiger zu verlassen – und den Weg nach draußen zu wagen. Am besten in die unberührte Natur.

Wälder, Wiesen und Gewässer helfen den Betroffenen dabei, mal wieder Energie zu tanken, auf andere Gedanken zu kommen und zu entspannen. Die Berührung des Grases ist dabei zwar sinnbildlich gemeint, kann aber auch wortwörtlich verstanden werden: Wer wieder häufiger draußen ist und vielleicht sogar barfuß über die Wiesen läuft, verbindet sich in besonderer Weise mit der Natur – und tut der Seele sowie dem Körper etwas Gutes.

Dafür können bereits wenige Stunden unter freiem Himmel genügen.

Physische und psychische Probleme nehmen zu

Wer seinen gesamten Arbeitstag am Schreibtisch verbringt, viele Stunden in Online-Meetings anwesend sein muss und darüber hinaus spontane Anrufe und Mails nicht vernachlässigen möchte, setzt sich einem hohen Maß an Stress aus.

Aber sollte der technische und digitale Fortschritt unser Leben nicht eigentlich erleichtern?

Die Fakten sprechen indes eine andere Sprache. Die Zahl der mentalen Erkrankungen nimmt zu. Depressionen, Angstzustände und das Erschöpfungssyndrom sind gegenwärtig so stark wie nie zuvor in der Gesellschaft verbreitet.

Ähnliches gilt für körperliche Gebrechen, unter denen vor allem Menschen zu leiden haben, die an jedem Tag stundenlang im Büro sitzen. Der Gang in die Natur könnte hier tatsächlich für eine zumindest kurzzeitige Linderung sorgen.

Touch grass ist daher ein sinnvoller Hinweis, dem mehr Beachtung geschenkt werden sollte.

Ratschlag mit unüberhörbarem Unterton

Bei dem Tipp Touch grass geht es zumeist jedoch nicht nur darum, jemanden zu einer kurzen Pause zu überreden, die er am besten in der Natur verbringt, um mal wieder frische Luft zu atmen.

Vielmehr klingt dabei stets indirekt der Ratschlag an den Gesprächspartner an, künftig vielleicht seinen Gebrauch der elektronischen Helfer zu beschränken und diese nur dann zu nutzen, wenn es dazu keine Alternative gibt.

Denn zumindest am Feierabend und an den Wochenenden müsste es doch möglich sein, auch mal ohne das Internet auszukommen.

Touch grass ist damit stets als gut gemeinter Wink mit dem Zaunpfahl zu verstehen, die Abhängigkeit vom Smartphone oder vom Computer nach und nach zu reduzieren, um somit wieder mehr Zeit für sich selbst zu haben.

Die Herkunft des Begriffs

Wann, wo und durch wen es erstmals zum Ausspruch Touch grass – gerne mit einem Ausrufezeichen versehen, um die Wichtigkeit der Botschaft zu betonen – kam, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.

Klar ist aber, dass die Redewendung in den Jahren zwischen 2015 und 2020 erheblich an Bedeutung gewann und die Zahl der mit dem entsprechenden Hashtag versehenen Postings in den sozialen Medien in dieser Zeit förmlich explodierte. Wobei sich das Touch grass immer häufiger auch in mündlichen Unterhaltungen hören lässt und nicht länger nur geschrieben wird.

Ursprünglich geht der Terminus auf die Gaming-Community zurück, bei der nicht selten über viele Stunden hinweg alleine oder in Gesellschaft am Computer gespielt wird. Der Hinweis, doch mal wieder in die Natur zu gehen, soll dort aber nicht von jedermann dankbar aufgenommen worden sein.

Anschaulich in einem Song verarbeitet

Natürlich hat es die Phrase Touch grass mittlerweile in viele Liedtexte geschafft.

Warum der damit verbundene Ratschlag aber wichtiger ist denn je, verrät der US-amerikanische Künstler Edmondx in seinem gleichnamigen Song. Er beschreibt sich dabei als Menschen, der beruflich und privat gar nicht mehr ohne elektrische Geräte auskommen will – und der das wohl auch gar nicht mehr kann. Seine gefakte Markenkleidung erwirbt er über dubiose Internetshops, jede freie Minute wird in Online-Games verbracht, das Zoom-Meeting ersetzt das reale Treffen mit Freunden. Edmondx lehnt es in seinem Text ab, mal wieder die Wohnung zu verlassen. Im Kontext schwingt dabei mit, dass er sich dadurch immer mehr zu einem unsozialen Menschen entwickelt, der einer Maschine oder sogar einem Zombie gleicht.

„I ain’t touch grass no, no way (No way)
You want me outside cause you’re scared
You know that I’m way too good at the game“