Was bedeutet Shawty (Shorty): Bedeutung, Definition & Herkunft | Jugendsprache
Der Gebrauch von verniedlichenden Kosenamen ist in der Gesellschaft etabliert. Aber nicht nur Kinder werden “Kleine” oder “Kleiner” gerufen, sondern auch unter Erwachsenen sind derlei Begriffe hin und wieder zu hören. Wie sie gemeint sind und wie sie aufgefasst werden, ergibt sich häufig aus der konkreten Situation.
Ein gutes Beispiel für die unterschiedliche Interpretation ist die Bezeichnung Shawty. Sie wird gegenwärtig immer häufiger genutzt – es ist aber umstritten, ob ihr eine freundliche oder eine herabwürdigende Konnotation zukommt.
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Was bedeutet Shawty : Definition und Bedeutung
Die Bezeichnung Shawty lässt sich heute recht oft hören. Im Internet, den Chatgruppen und den sozialen Medien ebenso wie auf den Straßen und in den Klubs. Das Wort hat seinen Weg in den letzten rund 30 Jahren von den südlichen Bundesstaaten Amerikas bis nach Europa gefunden und wird auch hier mittlerweile gerne verwendet.
Shawty leitet sich dabei direkt von dem Kosenamen Shorty ab. Da beide Begriffe vorwiegend für Frauen eingesetzt werden, können sie mit “Kleine” oder “Süße” mühelos übersetzt werden.
Als Shawty wird dabei eine Dame bezeichnet, die der zumeist männliche Betrachter attraktiv findet und die er kennenlernen möchte. “Guck Dir mal die Shawty da drüben an” – “Ja, sie sieht toll aus. Ich kann sie ja mal ansprechen.”
Verwurzelt im afro-amerikanischen Slang
Shawty mag sich aktuell zum umgangssprachlich und besonders oft unter jungen Leuten verwendeten Wort entwickeln. Weiter verbreitet ist es aber in den US-amerikanischen Subkulturen des Rap und des Hip-Hop. Shawty kann dort zwei unterschiedliche Bedeutungen annehmen.
Einerseits bezieht es sich auf die Körpergröße eines Menschen: Wer als Shawty/Shorty bezeichnet wird, ist eben kleiner als seine Freunde.
Andererseits wird Shawty häufig für Personen eingesetzt, die neu in einem sozialen Umfeld sind. Das kann etwa das neue Mitglied der Gang sein, ebenso aber der neue Schüler in der Klasse oder der neue Kollege am Arbeitsplatz. Shawty wäre in diesem Sinne also jemand, dem es an Wissen und Erfahrungen fehlt – und dem vielleicht noch nicht so recht vertraut werden kann. Eine tatsächliche Abwertung wird damit indes nicht formuliert.
Von der Südküste in die ganze Welt
Erstmalig tauchte der Begriff Shorty übrigens bei einem kleinen Konzert in der US-amerikanischen Stadt Atlanta des an der Südküste gelegenen Bundesstaates Georgia auf.
In dem 1985 veröffentlichten Song “Everytime” des Rappers Too Short – in anderer Schreibweise auch Too $hort – kommen die Zeilen
“Now everytime I see her she be doing it soon / like ninety on Shorty in a small hotel room”
vor. Es geht dabei um eine Frau, mit der der Sänger bestenfalls oberflächlich befreundet ist, die er aber attraktiv findet und mit der er sich umgehend ein Hotelzimmer mietet, sobald er sie sieht. “Ninety” kann als ein sehr intensiver Vorgang angesehen werden. Ob es sich dabei um S*x handelt, liegt in der Interpretation des Betrachters.
Ein Begriff verbreitet sich wie ein Lauffeuer
In der afro-amerikanischen Community und den daraus hervorgegangenen Musikern erfreute sich die Bezeichnung Shorty in den 1990er Jahren großer Beliebtheit. Bands wie Mobb Deep, der Wu-Tang Clan, Salt ’n‘ Pepa oder A Tribe Called Quest verwendeten sie in ihren Liedern ebenso wie zahlreiche Einzelkünstler, zu denen etwa LL Cool J, Biggie oder Common gehörten.
Kurzum: Es handelte sich nicht um einen Begriff, der lediglich ein wenig verbreitet war und der kurzzeitig im Trend lag – sondern um ein Wort, das zwischen dem Ende der 80er Jahre und der Mitte der 90er Jahre im Rap der Südstaaten regelrecht explodierte. Umgangssprachlich wurde aus Shorty schnell Shawty, wodurch der Kosename in seiner gesprochenen Form etwas weicher und vielleicht auch harmloser klingt.
Ausdruck einer Degradierung
Mit der Verbreitung der Begriffe Shorty und Shawty setzte im englischen Sprachraum fast zeitgleich eine Debatte über die Frage ein, ob ein solcher Begriff in Bezug auf Frauen überhaupt eingesetzt werden dürfe. Immerhin handelt es sich hierbei nur vordergründig um eine verniedlichende Bezeichnung.
Vielmehr lassen beide Worte eine Hierarchie erkennen, in der der Mann über der Frau steht. Denn er ist größer und stärker, weswegen er auf seine Partnerin herabblickt. Kritiker wenden ein, dass sich bereits aus solchen Namen eine gewisse Degradierung der betroffenen Damen ableiten lässt. Sie seien lediglich die Gespielin für ihren Freund, dessen Wünsche sie zu erfüllen haben. Was sie selbst wollen und wie es ihnen bei alledem geht, sei dabei völlig irrelevant.
Mal Kompliment, mal Beleidigung
Somit kann die Bedeutung des Begriffs Shawty ebenso wohlwollend wie abwertend interpretiert werden. Manch ein Nutzer sieht darin einen harmlosen Kosenamen für Frauen, die er kennenlernen möchte. Andere Menschen vermuten hier jedoch eine Herabwürdigung oder sogar eine Beleidigung der Dame.
Oft ergibt sich erst aus dem Kontext, wie das Wort gemeint ist. Eine wichtige Rolle spielen dabei natürlich die Fragen, von wem und in welchem Tonfall es ausgesprochen wird. Zudem ist die gesamte Situation zu betrachten.
Gegenüber fremden Frauen sollte es indes vermieden werden, eine solch umstrittene Bezeichnung zu gebrauchen. Einerseits, weil der Mann damit eventuell seine guten Chancen auf ein nettes Gespräch ruiniert. Andererseits, weil Beleidigungen unter Menschen ohnehin häufig im Streit und nicht selten im Gerichtssaal enden.
Immer mehr Frauen bezeichnen sich als Shawty
Auf dem Zenit dieser Diskussion zeigt sich mittlerweile aber ein neuer Trend: Vor allem in den Profilen in den sozialen Medien verwenden Frauen gerne einmal den Begriff Shawty, um sich damit selbst als attraktiv, lebensbejahend und abenteuerlustig zu beschreiben. Auch hier besteht das Ziel jedoch darin, relativ problemlos neue Bekanntschaften zu knüpfen, die entweder über das Internet ausgelebt oder bei gemeinsamen Treffen vertieft werden.
Natürlich empfiehlt sich der Gebrauch solcher Bezeichnungen nur in einem dazu passenden sozialen Umfeld. Es ist demgegenüber nicht sinnvoll, sich bei der Bewerbung für einen neuen Job als Shawty zu charakterisieren. Dennoch zeigt sich immer mehr, dass Frauen für diesen Kosenamen durchaus offen sind und darin weniger Herabwürdigung sehen, als das von manchem Kritiker unterstellt wird. Trotzdem sollte das Wort nur dort genutzt werden, wo damit kein Schaden angerichtet werden kann.