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Was bedeutet Gopnik: Bedeutung, Definition & Herkunft | Judensprache


gopnik

Vom Schlawiner über den Strauchdieb bis hin zum Galgenstrick – die Sprache ist manchmal kreativ für Personen, die hin und wieder die Normen des gesellschaftlichen Zusammenlebens übertreten.

In den letzten Jahren ist für sie häufiger der Ausdruck Gopnik zu hören. Nur wenigen Anwendern sind aber die durchaus traurigen Hintergründe bewusst, die den Begriff einst geprägt haben.

Was bedeutet Gopnik: Definition und Bedeutung

Wenn es im deutschen Sprachgebrauch jemand faustdick hinter den Ohren hat, er es mit den juristischen und moralischen Regeln nicht so genau nimmt, er vor Obrigkeiten nicht duckt, er im Supermarkt mal etwas mitgehen lässt und er gegenüber seinen Mitmenschen dominant auftritt, würde man ihn wohl als Proll, als Halbstarken oder – aus dem Englischen entlehnt – als Rowdy bezeichnen.

In Russland wäre so jemand ein Gopnik. Wobei diesem neben den bereits genannten Merkmalen noch zukommt, dass er als weitgehend ungebildet angesehen wird und er eine simple Sprache verwendet.

Die Bezeichnung hat sich in den letzten Jahren häufiger in den sozialen Medien des Internets sowie in den Chatgruppen finden lassen – sie wird dort ein wenig scherzhaft eingesetzt und stellt somit einen Kosenamen dar.

Harte Schale, weicher Kern

Ein selbstbewusstes Auftreten, eine nicht immer jugendgerechte Wahl der Worte und ein Wesen, das mit allen Wassern gewaschen ist – der Gopnik ist sicherlich weit davon entfernt, seine Mitbürger wirklich zu terrorisieren oder schwere Straftaten zu verüben. Dennoch kommt seinem Charakter stets etwas Freches, Unangepasstes, vielleicht sogar etwas Verantwortungsloses zu.

Der Gopnik lebt im Hier und Jetzt, über die Konsequenzen seines Verhaltens macht er sich kaum Gedanken. Ebenso ist es ihm weitgehend egal, wie andere Personen über ihn denken. Er tut wenig, um Fremden zu gefallen.

Demgegenüber wird ihm oft nachgesagt, für enge Freunde jederzeit erreichbar zu sein und ihnen in der Not zu helfen. Der Gopnik – in der Mehrzahl als Gopniki bezeichnet – ist kein Einzelgänger.

Woher kommt der Begriff Gopnik: Ursprung

Die Bezeichnung Gopnik stammt ursprünglich aus dem russischen Sprachgebrauch, wo sie seit Mitte der 1990er Jahre bekannt ist. Sie bezieht sich dort auf sozial schwache Personen, denen es meist an Arbeit oder bereits einer Ausbildung fehlt.

Gleich ist vielen Gopniks ebenso ein latenter Hang zur Kriminalität: Ladendiebstähle, Raubzüge, das Anwenden von Gewalt oder das Dealen mit Drogen und Diebesgut sind unter ihnen relativ oft zu sehen.

Einerseits sicherlich, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Andererseits wird ihnen häufig eine gewisse Freude daran unterstellt: Das Übertreten solcher gesellschaftlichen und juristischen Grenzen wird demnach unter ihnen als lustiger Zeitvertreib angesehen, da es sonst nicht viel zu tun gibt.

Darüber hinaus neigen Gopniks oft zum Konsum von Alkohol oder von ähnlichen Rauschmitteln.

Erinnerungen an das sowjetische Sozialprogramm

Die Vorsilbe „Gop-“ im Begriff Gopnik ist nicht zufällig gewählt. Denn sie bezieht sich auf die in der ehemaligen Sowjetunion gebräuchliche Abkürzung GOP, hinter der sich das sogenannte Gorodskoje Obschtscheschitije Proletariata befand – das städtische Wohnheim des Volkes. Dabei handelte es sich um ein in allen Mitgliedsstaaten der Union praktiziertes Programm, das sozialen Wohnraum für verarmte Bürger schaffen wollte.

Den vollmundigen Versprechungen folgte in der Regel aber die triste Realität: Die betroffenen Menschen wurden zu Tausenden in heruntergekommenen Mehrstöckern untergebracht. Oft fehlte es ihnen an einer echten Perspektive, ihre Lage zu verändern. Diese sozial Schwachen wurden meist aus dem Stadtbild der Metropolen entfernt und in den Hochhäusern der GOP regelrecht eingepfercht, wo sie das sozialistische Idealbild der Sowjetunion nicht stören konnten.

Prägung des Begriffs nach dem Zerfall des Ostblocks

Offiziell zerbrach die Sowjetunion im Dezember des Jahres 1991. Darauf folgte eine Zeit kleinerer und größerer Bürgerkriege in einigen der früheren Mitgliedsstaaten. In den Wohnräumen des GOP-Programms wurden daher vermehrt Flüchtlinge einquartiert. Sie lebten gemeinsam mit den sozial abgehängten Bewohnern dort, sahen für sich selbst keine Chance zur Verbesserung ihres Lebens und neigten somit neben dem gesteigerten Alkoholgebrauch zu kleineren kriminellen Handlungen.

Ebenso gingen sie dazu über, ihre russischen Nachbarn zu belästigen, sich ihnen gegenüber dominant und gewaltbereit zu präsentieren – und die ohnehin trostlose Situation in den GOP noch weiter zu verschärfen.

Die Gopniks der 90er Jahre wiesen somit häufig einen familiären Hintergrund auf, der außerhalb Russlands lag, weswegen Gopniks nicht immer die russische Sprache beherrschten und sie innerhalb der GOP eine eigene Subkultur gründeten.

Klischees rund um die Gopniks

Die im heutigen Russland, der Ukraine oder in Weißrussland lebenden Gopniks lassen sich meist bereits optisch leicht erkennen. Sie tragen eine Kleidung, die zwar von prominenten Marken hergestellt wurde – die aber schon alt und verschlissen ist. Vielfach handelt es sich dabei um Sportoutfits und Trainingshosen, der Style soll also zumindest bequem sein.

Bei den Jungen und Männern zieren Mützen und Basecaps den Kopf. Mädchen und Frauen dieser Subkultur nutzen recht dicke Schichten an Make-up, um ihre zumeist unreine und vom ungesunden Lebenswandel strapazierte Haut zu kaschieren.

Typisch ist unter allen Geschlechtern zudem das Tragen auffälliger Accessoires, die goldene Uhren, Ketten und Ringe imitieren sollen – doch üblicherweise werden nur billige Kopien verwendet, da sich echte Edelmetalle kaum ein Gopnik leisten kann.

Zumeist scherzhaft gemeint

Wenn heute in Deutschland jemand als Gopnik bezeichnet wird, dann sind diese Hintergründe des Begriffs oftmals nicht bekannt. Der Ausdruck wird daher humorvoll, auf freundschaftlicher Ebene und umgangssprachlich verwendet – es geht folglich nicht darum, den Angesprochenen in eine sozial prekäre Lage zu rücken, ihm Alkohol- und Drogengebrauch zu unterstellen oder ihn der Kleinkriminalität zu bezichtigen.

Häufig wird der so Bezeichnete auch kaum die Klischees erfüllen, die dem typischen Gopnik nachgesagt werden. Dennoch sollte das Wort mit Sorgfalt zum Einsatz kommen.

Insbesondere bei Personen, die tatsächlich aus Russland oder der Ukraine nach Deutschland gekommen sind, kann die Bezeichnung als schwere Beleidigung verstanden werden, die sich anschließend nicht ganz einfach aus der Welt schaffen lässt. Denn für die Menschen der ehemaligen Sowjetunion war das Leben in den GOP ein soziales Stigma, das sie als entwürdigend empfanden.