Was bedeutet Eschek: Bedeutung, Definition & Herkunft | Jugendsprache

Zwischen Dortmund und Duisburg sind im 20. Jahrhundert zahlreiche Städte entstanden, deren Bewohner aus unterschiedlichen Ländern stammen und die neben einer eigenen Kultur auch Besonderheiten im Sprachgebrauch mitbringen. So gibt es dort einiges zu sehen und manches zu hören.
Wie etwa den Begriff Eschek, der Urlaubern meist völlig unbekannt ist. Doch was genau wird damit eigentlich ausgedrückt, woher stammt das Wort – und kann es unter Umständen als Beleidigung aufgefasst werden?
Inhalt
Was bedeutet Eschek: Definition und Bedeutung
Wer einmal im Ruhrpott zu Gast ist, trifft dort auf viele Ausdrücke, die im übrigen Bundesgebiet noch nicht allzu bekannt sind. So etwa auf den Eschek. Mit ihm wird eine Person bezeichnet, die in der Regel etwas Dummes, Tolpatschiges und in der Folge vielleicht sogar Lustiges getan hat.
Wenn jemandem beim Einkaufen die Eier auf den Boden fallen und zu Bruch gehen, wenn jemand die Treppe hinabfällt, wenn ein Spieler beim Fußball die glasklare Chance auf ein Tor vergibt oder wenn der Koch das Essen versalzen hat, so ist er – oder sie – ein Eschek.
Das Wort bezieht sich somit zunächst auf harmlose Missgeschicke, bei denen im Deutschen am ehesten vom Trottel oder Dummkopf gesprochen wird. Mit ihm wird also sicher kein Wutausbruch eingeleitet oder jemand ausgeschimpft.
Auf die Konnotation kommt es an
Doch Vorsicht. Denn dort, wo das Wort verwendet wird, sollte genau hingehört werden. Wird die Bezeichnung Eschek nämlich sehr hart und scharf gebraucht, dürfte es sich kaum mehr auf einen humoristischen Fehler des Angesprochenen beziehen.
Der Ausdruck besitzt nämlich noch eine zweite Aussage – sie drückt aus, dass jemand nicht gemocht oder gar als unsympathisch angesehen wird. “
Wir haben gleich wieder Mathe bei dem neuen Lehrer” – “Ein richtiger Eschek ist das”.
In diesem kurzen Dialog wird das Missfallen über den Lehrer ausgedrückt. Auch der zu einem harten Einsteigen neigende Gegenspieler auf dem Fußballplatz, der zu Verboten und strengen Regeln greifende Vater oder jede andere unsympathische Person kann als Eschek bezeichnet werden.
Woher kommt der Begriff Eschek : Ursprung
Dass sich der Begriff Eschek so zahlreich im Ruhrgebiet finden lässt, ist kein Zufall. Immerhin war es die hiesige Kohleindustrie, die bereits in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts ihren Bedarf an Arbeitskräften aus dem Osten und dem Süden Europas deckte. Angestellte aus Polen, Italien oder der Türkei standen in den Zechen unter Tage nebeneinander, die Ausdrücke des einen beeinflussten den Sprachgebrauch des anderen.
Das Wort Eschek in der Schreibweise eşek geht ursprünglich auf die türkische Mundart zurück. In direkter Übersetzung ist hier der Esel gemeint – stets das Tier und somit nicht der Dummkopf. Dennoch wird es bei der Arbeit wohl hier und da zu Fehlern eines Kollegen gekommen sein, der sich damit den Spitznamen Eschek verdient hat.
Ein etwas bissiger Titel, der aber keinesfalls böse oder beleidigend gemeint ist.
Der Esel als Symbol der Heimat
Allerdings ist unter Menschen aus der Türkei umstritten, ob die Bezeichnung Eschek überhaupt eine abwertende Bedeutung besitzt. Für sie, die das Land ihrer Vorfahren oft mit schwerem Herzen verlassen haben, ist der Esel immerhin ein geliebtes Andenken an die Heimat.
In dieser Form wurde er bereits im Jahre 1981 durch den Sänger Barış Manço in dessen Lied “Arkadaşım eşşek” – übersetzt: “Mein Freund, der Esel” – geehrt. Aus dem Lied geht hervor, dass es nicht unbedingt die Mitmenschen sind, die Manço nunmehr vermisst – sondern dass für ihn gerade der Esel das Sinnbild eines unbeschwerten Lebens in der Türkei darstellt.
Dem Eschek kommt also ein wenig Respekt und Achtung zu. Eventuell ist mit ihm sogar ein Gefühl der Freundschaft verbunden.
Auch als Ausdruck der Verwunderung gebräuchlich
In den letzten Jahren hat sich der Begriff Eschek bundesweit verbreitet. Allerdings hat sich damit seine Bedeutung ein wenig verschoben. Denn das Wort kommt zunehmend dort zur Anwendung, wo sich etwas Unerwartetes, Seltenes und Besonderes ereignet.
Landet der Angler einen großen Fang, so wird der Fisch gerne als Eschek bezeichnet. Den gleichen Titel erhält der Sportwagen, der mit hohem Tempo und lauten Motorengeräuschen auf sich aufmerksam macht.
Leider ist damit die Grenze zum Sexismus nicht weit: Auch die üppige Oberweite oder das pralle Gesäß einer Frau werden zuweilen durch die männlichen Beobachter als Eschek definiert.
Mitunter ist daher ein wenig Fingerspitzengefühl erforderlich, um aus dem Kontext einer Unterhaltung die passende Bedeutung des Wortes zu ermitteln.
Ein Zeichen von Reife und Wissen
Geht man den Ursprüngen des Begriffs nach, so lässt sich seine erste Verwendung auf das Mittelalter zurückführen. Seither ist der Eschek – vornehmlich als Esel – fest im türkischen Sprachgebrauch verankert und hat erst im Laufe der Zeit die Bezeichnung des Dummkopfes erhalten.
Nach Deutschland kam er indes durch erwachsene Personen, die ihn nicht nur ihren deutschen Kollegen, sondern ebenso ihrem Nachwuchs vermittelt haben.
Da die Verwendung des Wortes aber eine gewisse moralische Überlegenheit ausdrückt, war er zumeist den älteren und weiseren Mitgliedern der türkischen Gesellschaft vorbehalten. So waren es vielleicht die Großeltern, die ihren Enkel einen Eschek nannten, wenn dieser einmal einen dummen Fehler begangen hat – während die eigentlichen erzieherischen Maßnahmen der Mutter und dem Vater überlassen wurden.
Mittlerweile in der Jugendsprache verwurzelt
Betrachtet man sich den Begriff aber heute, so wird er weniger im normalen Gespräch verwendet. Häufiger lässt er sich in den Chatgruppen und den sozialen Medien finden – wird dort aber fast ausschließlich durch Jugendliche und junge Erwachsene benutzt.
Die Konnotation schwankt je nach Anlass zwischen Belustigung und Beleidigung, abermals lohnen sich das genaue Hinhören und die Fähigkeit, auch zwischen den Zeilen zu interpretieren.
Allerdings wird Eschek in der türkischen Community kaum als echtes Schimpfwort angesehen. Wer so bezeichnet wird, sollte daher nicht allzu gekränkt sein.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass es in Deutschland noch kein Urteil eines Gerichtes gibt, das die Verwendung des Wortes Eschek sanktioniert – während Esel und Dummkopf durchaus als Beleidigung geahndet werden.