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Was bedeutet Du hast ja einen an der Hacke: Bedeutung, Definition & Herkunft | Sprichwort


Du hast ja einen an der Hacke

Du hast ja einen an der Hacke, liest man oft in den Kommentarspalten der sozialen Medien, wenn der Kommentierende so gar nicht einverstanden ist mit dem Artikel oder auch nur der Meinung seines Vorkommentators. Oder ein nicht gerade freundlich gesonnener Autofahrer ruft es einem hinterher. Oder ein Bekannter sagt es, mehr oder minder liebevoll.

Was bedeutet Du hast ja einen an der Hacke: Definition und Bedeutung

Gemeint ist in allen Fällen: Du bist ja verrückt. Oder auch: Du bist wohl ein bisschen dumm! Du hast ja einen an der Hacke ist damit zwar eine Beschimpfung – aber eine liebevoll altmodische.

Die Redewendung gehört zu den milden Beschimpfungen. Schließlich lässt sich Nichteinverständnis heutzutage weitaus brutaler ausdrücken, von der Aufforderung, sch***en zu gehen (die Toilette für ein großes Geschäft aufzusuchen) bis zur universellen Androhung, was man mit der Mutter des Beschimpften anstellen möchte. Dagegen hört sich Du hast ja einen an der Hacke regelrecht harmlos aus.

Jemanden für verrückt erklären

Aber woher kommt die Redewendung? Werden Menschen als leicht verrückt beschrieben, als plem-plem, als bescheuert, wird dies in der Regel damit ausgedrückt, dass ihnen etwas fehlt. Der hat nicht alle Latten am Zaun. Die hat nicht alle Tassen im Schrank. Die haben nicht alle Murmeln beisammen. Der Nachbar hat’n Rad ab. Oder, noch kürzer: Du hast (sie) ja nicht (mehr) alle.

Im Grunde will man ausdrücken, dass der so beschriebenen oder beschimpften Person ein Stück Hirn oder auch gutes Benehmen fehlt. Jemand möchte im Winter mit Shorts rausgehen? Der hat sie ja nicht alle. Jemand leckt in bester Gesellschaft seinen Teller mit der Zunge ab? Na, der hat sie aber auch nicht mehr alle. Egal wie man es sagt – immer fehlt etwas, und zwar im Kopf. Im Grunde besagen all diese Redewendungen nichts anderes als Du hast ja nicht alle Zellen im Hirn.

Wäre es dann im Falle des Handwerkzeugs Hacke nicht konsequenter, auch von einem fehlenden Teil zu sprechen? Du hast ja den Stiel nicht mehr an der Hacke sagt aber kein Mensch. Du hast ja die Schneide (an der Hacke) ab, auch nicht. Der Ursprung des Spruchs muss also woanders liegen.

Woher kommt der Begriff du hast ja einen an der Hacke: Ursprung

Genau wie in den Beispielen oben, wo es im Oberstübchen piept, also: wo etwas im Hirn fehlt, lässt sich leichte Verrücktheit auch damit beschreiben, dass man etwas am Kopf hat. Der hat ne Scheibe oder die hat einen an der Waffel sind hier gängige Formulierungen, aber auch der hat ne Klatsche oder die hat einen an der Klatsche. Alles bezieht sich auf den Kopf, mit dem etwas nicht stimmt. Und genauso ist Hacke hier zu verstehen: Derjenige, der etwas an der Hacke hat, hat etwas am Kopf, sprich: ist verrückt.

Von der Ferse zum Kopf: Der Wortursprung

Dabei bezeichnet Hacke doch, wenn nicht das Handwerkzeug bzw. Gartengerät, die Ferse oder auch den Absatz eines Schuhs. Wohl jeder erinnert sich an ungeliebte Tanzstunden, die mit Hacke-Spitze-eins-zwei-drei begannen. Etymologisch leitet sich das Wort vom mittelniederdeutsch hakke und althochdeutschen hacka ab, das die „Ferse von Tieren“ bezeichnete. Der Wortursprung dürfte auf den Haken zurückgehen.

Interessanterweise bezeichnet die Redewendung Jemanden an der Hacke haben im Gegensatz zu Etwas/einen an der Hacke haben aber, dass einem jemand Lästiges folgt, dass man sich um ihn kümmern muss. Dass er einem am Rockzipfel hängt. Ich hab heute meinen kleinen Bruder an der Hacke heißt soviel, wie: Ich muss mich heute um ihn kümmern, obwohl ich dazu gar keine Lust habe. Auch unangenehme Dinge kann man an der Hacke haben, etwa einen Skandal oder einen Berg voll Arbeit. Gängiger ist es allerdings in beiden Fällen zu sagen, ich hab jemanden oder etwas an der Backe. Es ist aber nicht anzunehmen, dass Du hast ja einen an der Hacke meint, dass einem jemand an den Fersen hängt.

Aber wie ist die Bedeutungsverschiebung der Hacke von der Ferse zum Kopf hochgewandert? Eine mögliche Erklärung wäre die Kurzform Der ist ja hacke. Dazu wird mit der Hand die Scheibenwischerbewegung vor dem eigenen Gesicht ausgeführt, die der entspricht, wenn man sagt, der hat ja ne Scheibe. Er ist hacke meint, sein Hirn sei hackedicht, nämlich zu. Auch, wenn die Redensart Der ist ja total Hacke beschreibt, dass jemand volltrunken ist. In beiden Fällen ist aber nicht damit zu rechnen, dass der so Beschriebene klaren Verstandes ist. Betrunken wird hier also zu blöd. So kann der Satz Nicht alle Männer sind total hacke, wenn sie feiern gehen auch beides besagen: Nicht alle Männer betrinken sich beim Feiern, nicht alle Männer benehmen sich blöd beim Feiern. Und blödes Benehmen wird eben mit (zumindest) temporärer Verrücktheit gleichgesetzt, wobei wir wieder beim Oberstübchen wären.

Einen an der Hacke haben – moderne Synonyme

Verdeutlicht man sich, dass die Redewendung dasselbe besagt wie das klassische Du hast ja nicht mehr alle Tassen im Schrank, lässt sich nach dem „Du hast ja nicht mehr alle“-Prinzip eine beliebig lange, mal mehr, mal weniger kreative Fortsetzung bauen. Schon Fred Feuerstein sagte: Du hast ja nicht mehr alle Steine auf der Schleuder!

Moderne Synonyme sind beispielsweise

  • Du hast ja nicht (mehr) alle Latten im Rost,
  • Du hast ja nicht (mehr) alle Bäume im Wald,
  • Du hast ja nicht (mehr) alle Tasten auf’m Klavier,
  • Du hast ja nicht (mehr) alle Chips in der Tüte.

Auch leicht Anzügliches wie Du hast ja nicht (mehr) alle Eier im Sack lässt sich nach diesem Strickmuster kreieren.

Will man näher an Du hast ja einen an der Hacke bleiben, kann man es ohne Bedeutungsverlust durch Du hast ja einen an der Waffel ersetzen. Die Kreativität der Menschen ist groß, wenn es darum geht zu beschreiben, dass sie jemanden für verrückt (oder auch nur leicht dumm) hält.

Total Banane ist zum Beispiel so ein Fall, etwa in Sie ist eigentlich ganz in Ordnung, aber manchmal eben auch total Banane. Bekloppt. Behämmert. Hirnverbrannt. Oder eben auch: Du bist ja nicht (mehr) ganz richtig im Kopf, denn das ist die ursprünglich gemeinte Bedeutung von Du hast ja einen an der Hacke.