Was bedeutet Colorism: Bedeutung, Definition & Herkunft

Eigentlich sollten alle Menschen gleich sein. Und sie sind es natürlich auch. Dennoch lässt sich in vielen Gesellschaften noch immer ein gewisses Maß an Hass und Ausgrenzung beobachten. Häufig richtet es sich gegen Personen mit einer dunklen Hautfärbung. Das damit verbundene Verhalten wird mittlerweile als Colorism bezeichnet.
Doch was genau ist damit eigentlich gemeint, welche Entwicklungsstufen hat das Wort durchlaufen und wie wirkt sich der Colorism auf die Betroffenen aus?
Inhalt
Die Bedeutung des Begriffs Colorism
Colorism – aus dem Englischen als Kolorismus oder als Farbdiskriminierung übersetzt – meint eine unterschiedliche Behandlung von Menschen, die nicht die gleiche Hautfarbe aufweisen. Gerade gegenüber dunkelhäutigen Personen äußert sich das nicht selten in einem diskriminierenden Verhalten.
Hier handelt es sich um ein Phänomen, das in zahlreichen Ländern und Gesellschaften der Welt leider verbreitet ist. Vielfach ist dabei zu beobachten, dass Menschen afroamerikanischer, asiatischer und lateinamerikanischer Herkunft ausgegrenzt werden – dass das geschieht, hat nichts mit ihren Fähigkeiten, ihrem Charakter oder ihrer Persönlichkeit zu tun, sondern basiert ausschließlich auf der Färbung ihrer Haut.
Insofern ist ihnen gegenüber eine starke Voreingenommenheit zu erkennen, die sich sachlich nicht begründen lässt, sondern die auf Vorurteilen und Hass beruht.
Unterschiede zwischen Colorism und Rassismus
Die Farbdiskriminierung wird häufig mit dem Rassismus auf die gleiche Ebene gestellt. Ganz korrekt ist diese Einordnung indes nicht. Denn der Rassismus bewertet Menschen aufgrund ihrer Herkunft sowie ihrer Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe und diffamiert, hasst oder diskriminiert sie aus diesem Grund.
Colorism hinterfragt dagegen nicht, woher eine Person kommt. Vielmehr findet bereits aufgrund der Hautfarbe eine Herabwürdigung statt. Allerdings ähneln sich die Formen der Ausgrenzung, die beim Rassismus ebenso wie beim Kolorismus angewendet werden: Die Betroffenen erfahren Ablehnung, erleben physische und psychische Gewalt, sie haben Schwierigkeiten beim Finden eines Jobs oder beim Mieten einer Wohnung, zuweilen wird ihnen sogar die Teilhabe am normalen Leben erschwert.
Zurückzuführen ist der Colorism auf das über Jahrhunderte in den Vereinigten Staaten von Amerika verbreitete Schönheitsideal, dass weiße Haut reiner als dunkle Haut sei. Ein fataler Irrglaube!
Die Besserstellung weißer Menschen
Letztlich spaltet sich der Colorism in zwei Spektren auf: Dort, wo dunkelhäutige Personen ausgegrenzt und herabgewürdigt werden, findet zugleich eine Aufwertung der Menschen mit einer hellen Hautfarbe statt. Das kann etwa sichtbar sein, wenn sich eine farbige und eine weiße Person für einen Beruf bewerben und die Chancen des weißen Menschen dabei deutlich besser stehen.
Recht häufig lässt sich das übrigens in der Filmindustrie beobachten. Dunkelhäutige Darsteller haben es in Hollywood noch immer schwer, für Rollen gecastet zu werden, die nicht dem farbigen Klischee entsprechen. Ebenso können Schauspieler mit weißer Haut oftmals mit einer höheren Gage als ihre afroamerikanischen, lateinamerikanischen oder asiatischstämmigen Kollegen rechnen.
Zwar hat sich an dieser Ausgangslage in den letzten Jahren einiges geändert – die Spaltung ist innerhalb vieler Gesellschaften aber immer noch vorhanden.
Die Trennung der Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe
Neu ist dieses Phänomen natürlich nicht, sondern es zieht sich seit einigen Jahrhunderten über fast alle Kontinente. Das stets gleiche – ebenso dumme wie gefährliche – Vorurteil dabei lautet, dass Menschen mit weißer Farbe zu einer höhergestellten Gesellschaftsschicht gehören würden, wodurch sie weniger unter freiem Himmel arbeiten müssten, sie insgesamt gesünder und vitaler wären und sie eine makellose Haut aufweisen würden.
Ihre dunkelhäutigen Mitmenschen dagegen wären aufgrund harter körperlicher Arbeit unter starker Sonneneinstrahlung häufig ungesund. Damit würde sich zwischen beiden eine natürliche Trennung ergeben, die den Colorism fast schon als logische Folge erscheinen lässt. Umso schlimmer, dass diese Denkweise in vielen heutigen Kulturen noch immer auf einer breiten Zustimmung basiert.
Die lange Entwicklung eines Begriffs
Ehe der Ausdruck des Colorism bekannt wurde, hatte sich der Colorist als Bezeichnung einer Person etabliert, die ihre Mitmenschen – nicht selten ihre Angestellten – aufgrund ihrer Hautfarbe einschätzt.
Das Verhalten, das seinerzeit noch nicht genauer definiert war, fiel erstmals dem englischen Arzt, Historiker und Diplomaten William Aglionby auf. Er berichtete darüber ab dem Jahre 1685 in mehreren Veröffentlichungen. Konkret war ihm aufgefallen, dass dunkelhäutige Arbeiter von ihren Vorgesetzten häufig schlechter als Menschen mit heller Haut behandelt wurden.
Für sie schuf er den Begriff des Coloristen. Seine Warnungen vor einer sich entwickelnden Zweiklassengesellschaft blieben indes weitgehend ungehört.
Winslow definiert die Farbdiskriminierung
Ab dem späten 17. Jahrhundert und der durch Aglionby geprägten Bezeichnung der Coloristen sollte es indes noch fast 200 Jahre dauern, ehe der Colorism als Verhalten weiter Teile der Gesellschaft umschrieben wurde.
Das geschah im Jahre 1869 durch den englischen Mediziner Charles Frederick Winslow – in anderer Schreibweise auch Winsloe – in dessen zeitgenössischen Schriften. Ihm war nicht verborgen geblieben, dass sich in England sowie in anderen Nationen, die er damals bereiste, eine Ungleichbehandlung zwischen Menschen mit heller und solchen mit dunkler Hautfarbe etablierte. Letztgenannte wurden seinen Beobachtungen zufolge nicht nur schlechter behandelt und geringer entlohnt, sondern ihnen standen auch nicht jene Optionen für Beruf und Karriere offen, die weißen Personen zukamen.
Im Gegensatz zu Aglionby, dessen Ansichten fast vollständig ignoriert wurden, verschaffte sich Winslow jedoch einiges Gehör – zog damit aber ebenso den Hass der Aristokraten auf sich.
Colorism als zunehmend geächtetes Verhalten
Allerdings sollte bis ins Jahr 1982 noch einmal etwas mehr als ein Jahrhundert vergehen, ehe die eigentliche Problematik der Diskriminierung und Ausgrenzung von dunkelhäutigen Menschen moderner formuliert wurde.
Die US-amerikanische Künstlerin, Autorin und Aktivistin Alice Walker beschrieb den Colorism als voreingenommenes und bevorzugendes oder ablehnendes Verhalten gegenüber Menschen der gleichen Herkunft, das lediglich auf der Färbung der Haut basiert.
Farbdiskriminierung ist zwar heute noch immer fest in vielen Gesellschaften verankert. Dennoch lassen sich einige Verbesserungen in diesem Bereich nicht mehr leugnen. Die Unterschiede in der Bezahlung zwischen weißen und farbigen Menschen nehmen ab und beide können zunehmend auf gleiche Chancen bei der Berufswahl hoffen. Dennoch wird es noch einige Jahrzehnte andauern, ehe diese Form der Herabsetzung und des Auslebens von Hass der Vergangenheit angehört.