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BBW – das Kürzel, das für Akzeptanz und gegen Bodyshaming kämpft


bbw

Manchen Abkürzungen ist nicht anzusehen, welch wichtige Botschaft sie transportieren. Vielleicht ist nicht einmal jedem Betrachter bewusst, was sie eigentlich bedeuten. Dabei wäre es gerade im Falle der BBW wichtig, sich über die Hintergründe des Kürzels zu informieren.

Zumal diese drei Buchstaben auf den Kulturkampf der 1960er und 1970er Jahre zurückgehen und daher den steten Wandel innerhalb der Gesellschaft aufzeigen, in der vor allem die Freiheiten der Frauen spürbar angewachsen sind.

Was bedeutet BBW: Definition und Bedeutung

Im Internet muss es manchmal schnell gehen. Einerseits, weil auf einigen Webseiten eine Zeichenbegrenzung herrscht und das Ausschreiben von Wörtern vielfach längst der Verwendung von Abkürzungen gewichen ist. Andererseits, weil das Auge des Betrachters auf wenige Zeichen besser reagiert als auf lange Begrifflichkeiten und umständliche Beschreibungen.

Nutzt eine Frau im Rahmen einer Partnerbörse also das BBW, um sich selbst zu definieren, so wissen die meisten Männer (Frauen), wie das gemeint ist. Denn BBW ist die Verknappung von “Big beautiful woman”, das sich am besten als “große, schöne Frau” aus dem Englischen übersetzen lässt.

Das Kürzel spielt indes nicht auf das Längenmaß, sondern den Umfang der Betroffenen ab: Als BBW werden Damen bezeichnet, die stolz auf ihr etwas erhöhtes Gewicht sind.

Ausnahmslos positiv gemeint

Im Gegensatz zu anderen Begriffen, die durchaus negativ, abwertend oder sogar frauenfeindlich aufgefasst werden könnten, besitzt BBW eine wohlwollende Aussagekraft. Die Big beautiful woman zeigt damit, dass sie sich bewusst für diesen Lebensstil entschieden hat und sich nun nicht schämt, nur weil auf ihren Hüften eventuell einige Gramm zu viel lagern.

Die BBW setzt somit einen Kontrast zum lange Zeit in vielen Gesellschaften etablierten Bodyshaming, bei dem Frauen und Männer – zuweilen sogar Kinder – an vermeintlichen körperlichen Idealmaßen beurteilt wurden, der Charakter und die Persönlichkeit aber keine Rolle spielten.

Der BBW dagegen ist es egal, wie sie in den Augen ihrer Betrachter wirkt – sie ist stolz auf ihren Körper und wird gewiss keine Diät absolvieren, nur um die Liebe ihres Lebens zu finden.

Woher kommt der Begriff BBW: Ursprung

Erstmalig erlangte die Abkürzung BBW im Jahre 1979 in den Vereinigten Staaten von Amerika ein wenig Popularität. Zu jener Zeit hatte die Autorin und Verlegerin Carole Shaw das sogenannte BBW Magazine auf den Markt gebracht – eine monatlich erscheinende Zeitung, die die Sichtbarkeit und die Akzeptanz von übergewichtigen Frauen zu erhöhen versuchte.

Das Format sah sich selbst also nicht als pornografisch an, sondern wollte über Fotos und Alltagsberichte der betroffenen Damen zeigen, dass diese ein ganz normales Leben führen.

Neben dem Kürzel BBW sicherte sich Shaw dabei auch alle Rechte an der Bezeichnung “Big beautiful Woman”. Die Zeitschrift lief zwar einige Jahre relativ erfolgreich, konnte sich aber in den späten 1980er Jahren gegen das zunehmende mediale Konkurrenzangebot nicht mehr durchsetzen.

Die Wurzeln liegen beim Fat Acceptance Movement

Dass eine solche Schrift wie das BBW Magazine aber überhaupt gegründet wurde und für eine gewisse Zeit zahlreiche Käufer fand, lag an einem Trend, der die Vereinigten Staaten bereits seit den 1960er Jahren aufwirbelte. So kam in jenen Jahren die Frauenbewegung in Schwung, die das Ziel verfolgte, die Lebensbedingungen für Frauen grundlegend zu verbessern und ihnen somit zu mehr Rechten innerhalb der Ehe, zu einem höheren Lohn oder zu ähnlichen Freiheiten und Verbesserungen zu verhelfen.

Daraus ging ab dem Jahr 1967 das Fat Acceptance Movement hervor – eine zunächst 500 Damen umfassende Gruppierung, die sich erstmals im New Yorker Central Park auch für die Belange von übergewichtigen Frauen einsetzte und die bis heute gegen das Bodyshaming kämpft.

Eine Abkürzung etabliert sich

Insgesamt hat es das BBW Magazine geschafft, sich zwischen den Jahren 1979 und 2003 auf dem Markt zu behaupten – wenn auch seit den 80er Jahren mit stetig sinkenden Verkaufszahlen.

Die Bezeichnungen BBW und “Big beautiful Woman” hatten sich bis dahin aber relativ fest im Sprachgebrauch der US- sowie der lateinamerikanischen Gesellschaft etabliert. Sogar so sehr, dass bereits in den 90er Jahren in gedruckten Partneranzeigen das Kürzel BBW zu finden war, das sich dann natürlich auch im aufkommenden Internet verbreitete.

Heute ist die Abkürzung recht bekannt, in den meisten sozialen Medien lässt sie sich mit hunderttausenden Hashtags finden. Immer mehr Frauen sind stolz auf ihren Körper – unabhängig davon, was zweifelhafte gesellschaftliche Normen diesbezüglich aussagen. Das Fat Acceptance Movement hat für die Betroffenen also viel erreicht.

Der Kampf um die Bezeichnung

Allerdings sorgte die Etablierung des Begriffs BBW nicht nur für Harmonie. Denn in den 80er und 90er Jahren entfachte sich um diese Abkürzung ein regelrechter Kampf. Er wurde ausgetragen einerseits von der Frauenbewegung und dem Fat Acceptance Movement, die damit die “Big beautiful Woman” definierten. Andererseits mischten sich auch die Subkulturen der People of Color in die Debatte ein, die mit dem Kürzel die “Big black Woman” angesprochen sahen.

Beide Seiten versuchten, den Terminus für sich zu sichern. Zu einem offenen Streit kam es indes nicht. Zu häufig waren mit der BBW eben übergewichtige Damen aller Hautfarben gemeint – auch das ist ein Fortschritt der Gesellschaft, die immer weniger zwischen Frauen mit dunkler und solchen mit heller Färbung der Haut unterschied.

Vom Begriff zum Lebensstil

Wenn heute von der BBW geredet wird, dann passiert das zwar auch noch auf den Onlineplattformen, die sich der Partnersuche widmen. Dennoch ist die Abkürzung ein wenig mehr in die Mitte der Gesellschaft gerückt und dort längst etabliert.

Modehersteller werben etwa mit eigenen Kollektionen, die ganz dem BBW-Stil angepasst sind. Auf den Covern von Magazinen und Zeitschriften sind BBW-Modelle keine Seltenheit mehr. Gleiches gilt für Medienformate wie Filme und Serien.

Vielfach ist eine Abkehr von der sogenannten Norm zu erkennen. Die Menschen dürfen sein, wie sie sein möchten. Vielleicht erstmals seit den Malereien von Peter Paul Rubens im 17. Jahrhundert zählen einige BBW-Frauen zu den Schönheitsidealen.

Das Kürzel BBW lässt somit kaum die Bedeutung und die Wichtigkeit dieses Begriffs erkennen.