STFU–Zwischen Bitte und Beleidigung: Bedeutung, Definition & Herkunft | Abkürzung
Wie reagiert man eigentlich richtig auf einen Gesprächspartner, der nur Blödsinn erzählt? Mit Geduld und Vernunft kann man seine Meinung vielleicht ändern. Wenn es aber einmal schnell gehen muss, wird gerne zu lauten und aggressiven Kontern gegriffen.
Hier ist das STFU häufig das probate Mittel der Wahl. Doch was genau wird damit überhaupt ausgesagt?
Inhalt
Was bedeutet STFU: Definition und Bedeutung
Es gibt Momente, da ist das Maß einfach voll. Das kann etwa in einem Streitgespräch oder jeder anderen unangenehmen Unterhaltung sein. Jeder Versuch, den Kontrahenten um Ruhe zu bitten, blieb bislang erfolglos. Und so folgt irgendwann das, was wohl jeder schon einmal erlebt hat: Man wird ungehalten.
In der modernen Umgangssprache werden dafür gerne die vier Buchstaben STFU verwendet, die nichts anderes als Shut The F*ck Up bedeuten. Eine Redewendung, die eigentlich aus dem englischen Sprachraum stammt und die sich am besten mit “Halts Maul!” oder “Halt die Fresse!” übersetzen lässt. Der Wunsch, die Debatte unverzüglich zu beenden, wird damit also sehr deutlich und drastisch formuliert – und hinterlässt beim Angesprochenen in der Regel doch einen gewissen Eindruck.
Die Steigerungsform von Shut Up
Mag es sich bei STFU um eine moderne Möglichkeit handeln, sich verbal Luft zu verschaffen, so ist der Terminus Shut Up, auf dem die Redewendung beruht, bereits einige Jahrhunderte alt – und wurde sogar in der Bibel verwendet. Shut Up war damals allerdings noch keine Aufforderung, den Mund zu halten. Vielmehr wurde der Begriff überall dort gebraucht, wo Menschen – etwa Häftlinge im Gefängnis oder Erkrankte in der Quarantäne – tatsächlich eingeschlossen und weggesperrt waren.
Erst im 19. Jahrhundert änderte sich die Bedeutung des Ausspruchs: Shut Up kam vermehrt zum Einsatz, um Gesprächspartner zum Schweigen zu ermahnen. Aus Shut Up wurde Shut Up Your Mouth – Bitte halte Deinen Mund. Eine zu jener Zeit nicht eben harmlose Formulierung, auch wenn sie aus heutiger Sicht keinerlei Anlass zur Entrüstung zu bieten scheint.
Ein Trend der Jahrtausendwende
Allerdings sollte noch einige Zeit vergehen, ehe das STFU in aller Munde war. Genau genommen bis in das Jahr 1999 hinein. Da eskalierte in einem Internetforum nämlich eine Debatte unter Hackern, mit welchen Viren sich denn die damals bekannte, aber bereits leicht veraltete Software Windows 95 manipulieren lässt. Im ständigen Hin und Her der Meinungen gab es indes keine klaren Antworten, demgegenüber kochte die Stimmung hoch.
Im emotionalen Überschwang warf der User The Phoenix dem Gesprächspartner Kryten ein geschriebenes Shut The F*ck Up an den Kopf und bat ihn, sich aus der Diskussion zurückzuziehen. Neben dem herzhaften STFU tat er das mit den Worten “Go to your room”, was als “Geh in Dein Zimmer” übersetzt werden kann und woraus sich bereits eine eigene Redewendung entwickelt hat.
Häufige Verwendung und Aufnahme ins Online-Lexikon
Ab diesem Zeitpunkt reifte STFU zu einer der ersten Sensationen des noch jungen Internets. Der Terminus wurde schon im Jahre 1999 mehrere eintausend Mal genutzt. Sowohl die Abkürzung STFU als auch das ausgeschriebene Shut The F*ck Up sicherten sich bis heute diverse Einträge in allen relevanten Wörterbüchern, die sich im weltweiten Web finden lassen. In den sozialen Medien können mehrere Millionen Beiträge zu den entsprechenden Hashtags aufgerufen werden.
Wie die Redewendung dabei genau gemeint ist, hängt aber vom Kontext und den Teilnehmern ab – das STFU kann unter Freunden durchaus scherzhaft oder sogar gänzlich harmlos benutzt werden und muss somit nicht zwingend einer aufgeheizten Streitsituation entspringen. Lediglich gegenüber Vorgesetzten und höhergestellten Personen sollte der Ausspruch vermieden werden.
Organisationen wurden zum Schweigen aufgefordert
Darüber hinaus wird das STFU mittlerweile nicht nur gegen einzelne Personen eingesetzt. So entwickelte sich im Jahre 2009 ein Trend, bei dem sich Internetblogger gegenseitig bewerteten. Eine Plattform, die gute Arbeit zeigte, vielleicht sogar wertvolle Aufklärung betrieb und damit einen wichtigen Beitrag für die Menschheit leistete, wurde von anderen Blogs mit den Worten “F*ck Yeah, Blog XY” geehrt.
Wer aber durch Lügen, Hysterie, Fehlinformationen, schlechte Rechercheergebnisse oder ähnliche journalistische Fehler auffiel, wurde mit einem kernigen “Shut The F*ck Up, Blog XY” bloßgestellt. Ein Vorgehen, das für kurze Zeit sogar gegen Firmen und Organisationen zur Anwendung kam, das sich letztlich aber nicht durchsetzen konnte und das in mancher juristischen Auseinandersetzung sein frühes Ende fand.
Rina Sawayama bringt die Bedeutung auf den Punkt
Natürlich wurde das Shut The F*ck Up in unzähligen Songs verarbeitet. Die fast schon allumfassende Antwort auf die Frage, wie und wann es am besten benutzt wird, liefert jedoch die japanische Sängerin Rina Sawayama. Unter dem Titel STFU! spricht sie jede Form von beleidigenden, ausgrenzenden und inakzeptablen Aussagen an.
Egal, ob sich diese gegen Frauen, Ausländer, sozial Schwache oder Personen mit Erkrankungen und Handicaps richten. Das im Stil des Nu Metal angelegte Lied soll bewusst an Bands wie Linkin Park, Papa Roach oder die Foo Fighters erinnern – und somit auch musikalisch den Frust und die Wut transportieren, die Rina Sawayama häufig empfindet. Ihr STFU richtet sich daher nicht gegen einzelne Personen oder Organisationen – sondern ist der zum Song geformte Mittelfinger, den sie der Gesellschaft zeigt.
Es gibt keinen passenden Konter
Doch wie reagiert man als Betroffener eigentlich richtig, dem gerade schriftlich oder mündlich ein STFU an den Kopf geworfen wurde? Mag sich der Terminus auch millionenfach im Internet finden lassen, so sind brauchbare Empfehlungen in dem Punkt leider eine Mangelware. Das mag auch daran liegen, dass das STFU dem Angesprochenen oftmals jeglichen Wind aus den Segeln nimmt und dieser zunächst automatisch schweigt.
Aber ist es überhaupt sinnvoll, nach passenden Reaktionen zu suchen, wenn man seinen Gesprächspartner ohnehin gerade bis zur Weißglut gereizt hat? Wer laut und aggressiv wird oder einen Ausspruch wie STFU nutzt, hat natürlich nicht immer recht. Dennoch sollte jener, an den die Redewendung gerichtet ist, im ersten Moment vielleicht wirklich den Mund halten, seinen eigenen Beitrag zur Eskalation der Lage überdenken – und sich fortan gemäßigter verhalten.