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Was bedeutet Tradwives (Tradwife): Bedeutung, Definition & Herkunft


Tradwife

Um die Rechte der Frauen ist in den letzten Jahrzehnten erbittert gekämpft worden. Mit positivem Ergebnis: Die Unterschiede im Gehalt zwischen Damen und Herren verringern sich. Beide Geschlechter werden in vielen beruflichen und privaten Aspekten gleichgestellt. Frauen lassen sich darüber hinaus immer häufiger in Führungspositionen finden.

Doch bei all diesen Erfolgen zeigt sich seit wenigen Jahren auch ein gegenteiliger Trend. Immer häufiger ist von der sogenannten Tradwife zu hören. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein Frauenbild, das eigentlich aus der Mode gekommen sein sollte. Doch was genau hat es damit überhaupt auf sich?

Was bedeutet Tradwife: Definition und Bedeutung

Wenn im Singular von der Tradwife und im Plural von Tradwives gesprochen wird, so sind Verfechterin des klassischen – und in der modernen Gesellschaft überkommenen – Rollenbildes gemeint, das die Frauen immer noch als treusorgende Gattin, als liebevolle Mutter sowie als fleißige Hüterin des Haushalts propagiert.

Hinter dem Begriff steht eine Bewegung, die sich häufig an Klischees orientiert, die in der bürgerlichen Mittelschicht der Vereinigten Staaten von Amerika in den 1950er und 1960er Jahren gepflegt wurden. Gegenüber der sich stets aufopfernden Frau befindet sich der Mann des Hauses, dem alleine die Aufgabe des Geldverdienens zukommt.

Das Wort Tradwife ist einer Zusammenfügung zweier im englischen Sprachgebrauch verwendeter Begriffe: Einerseits steht „Tradition“, das keiner Übersetzung bedarf. Daran wird die „Wife“ – also die Ehefrau – angefügt.

Woher kommt der Begriff Tradwives: Ursprung

Der Trend der Tradwives ist relativ jung, die Idee dahinter ist es nicht: Bereits in den 1970er Jahren machte in Australien eine Organisation auf sich aufmerksam, die sich mit der Forderung an die Politik wandte, dass Frauen wieder Frauen sein sollten. Die Bewegung richtete sich ganz offen gegen den seinerzeit aufkommenden Feminismus – und somit gegen den Gedanken, dass Frauen dem Mann gleichgestellt sind oder dass sie eigenständig über ihre Wünsche und Bedürfnisse entscheiden dürfen.

Allerdings wurden die Organisation sowie ihre Unterstützer dem politisch rechten Rand der Gesellschaft zugeordnet – und trafen damals kaum auf Gehör im Land. Die dabei geäußerte Überzeugung, die Frau sei gewissermaßen das Eigentum des Mannes und habe als größte Lebensleistung die Geburt der Kinder zu erbringen, setzte sich somit nicht durch.

Erster Durchbruch nach der Jahrtausendwende

Während derlei politische Organisationen – die es im kleineren Rahmen auch außerhalb Australiens gab – in den 1970er Jahren auf wenig Gegenliebe stießen, setzte sich der Begriff der Tradwife ab dem Jahr 2000 spürbar durch.

Der digitale und technische Fortschritt förderte die Vernetzung der Menschen weltweit. Themen konnten im Internet dargestellt und diskutiert werden. In den langsam populär werdenden Chatgruppen und Blogs wurden rund um den Feminismus erbitterte Debatten geführt – in diesem Zuge war erstmals über einen längeren Zeitraum von den Tradwives zu hören.

Allerdings zeigte sich auch hier, dass sich das Wort vor allem bei Personen im Sprachgebrauch finden ließ, die ein konservatives bis patriotisches oder sogar rechtes Gedankengut pflegten und deren Ansichten häufig auf der christlichen Religion basierten.

Wann hatte der Trend Tradwives seinen Durchbruch

Ab dem Jahr 2015 boomte der Begriff allerdings und brachte es in den sozialen Netzwerken schnell auf mehrere einhunderttausend Hashtags. Webseiten wie Instagram, Facebook, YouTube und TikTok werden dabei als Bühne zur Selbstdarstellung angesehen. Immer mehr Frauen nutzten und nutzen diese Plattformen, um der Welt mitzuteilen, wer sie sind und wie sie ihr Leben führen.

Das klassische Rollenbild der sich um den Haushalt bemühenden Mutter, das spätestens nach der Jahrtausendwende ein wenig in Vergessenheit geriet und durchaus antiquiert wirkte, bekam damit neuen Zuspruch. Eine wachsende Zahl an Anhängerinnen konnte sich mit dieser Idee identifizieren. Bis heute sind zahlreiche Bücher und Videos entstanden, die das Thema aufgreifen und die auf diese Weise ein wenig Werbung für den Lifestyle machen.

Ein bedenkliches Menschenbild wird erkennbar

Abseits der eigenen Selbstwahrnehmung hegen viele Tradwives eine rückwärtsgewandte Weltanschauung. So gibt es – natürlich von Gott bestimmt – nur zwei Geschlechter unter den Menschen, wobei dem Mann im Vergleich zur Frau das letzte Wort und somit die eigentliche Entscheidungsgewalt bei allen wichtigen Fragen zukommt.

Die Damen gehen zumeist keinem Beruf nach. Neben der Rolle als Mutter und Hausfrau können sie Hobbys pflegen, zu denen die Künste und der Sport gehören. Jedes darüber hinaus gehende Maß an Selbstverwirklichung ist aber nicht gerne gesehen. Innerhalb des Klischees ist das indes auch kaum nötig, immerhin ist der Mann der starke Rückhalt des Hauses – seinen Bedürfnissen hat die Gattin zu dienen, wobei sie stets in einer gewissen Abhängigkeit gehalten wird.

Welche Aufgaben haben Tradwives

Tradwives mögen alle ihre Ambitionen hinter das persönliche Ziel zurückstellen, einzig dem Glück ihres Mannes zu dienen und damit zum Schutz der Familie beizutragen. Wie sich die Dame kleidet, welche Frisur und welches Make-up sie trägt oder welchen Aktivitäten sie in der Freizeit nachgeht, wird einzig an der Frage bemessen, ob ihr Gatte damit einverstanden ist.

Ob sie die Fahrerlaubnis erwerben, eine berufliche Qualifikation absolvieren oder sich ihren Wünschen gemäß weiterbilden darf, entscheidet somit auch nicht sie alleine. Es findet stets eine Unterordnung statt: Die Frau steht in der Hierarchie der Familie hinter dem Mann.

Dieses Autoritätsprinzip – mit Gott an der Spitze – ist direkt aus der Bibel übernommen worden. Nur damit sei genügend Sicherheit gegenüber dem Teufel gewährleistet.

Es regt sich Kritik

Natürlich ist das Konzept der Tradwife als Reaktion auf den stärker werdenden Feminismus, auf die Forderung nach einer Gleichbehandlung zwischen Frauen und Männern sowie auf die Gender-Vielfalt zu verstehen.

Ebenso aber als eine Hinwendung zum religiösen Fundamentalismus, der für die Damen und Herren eine feste Aufgabe im Leben vorsieht.

Kritisiert wird dabei vor allem, dass die betroffene Frau zum Diener ihres Mannes reift. So wird ihr jedes Maß an Selbstbestimmung untersagt, männliche Freunde werden ihr nicht zugestanden, zuweilen darf sie sich nicht einmal in die tagesaktuellen Themen einschalten und individuelle Ansichten äußern.

Bedenklich ist zudem, dass immer mehr Teenagerinnen diesem Rollenbild nacheifern und sich bereits relativ früh in ihrem Leben mit dem Dasein als künftige Tradwife abfinden.