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Was ist Acid: Herkunft und Bedeutung eines Begriffs aus der Drogenszene


acid

Der Handel mit Rauschmitteln ist in vielen Ländern verboten. Dennoch findet er faktisch statt. Was häufig dazu führt, dass die Dealer besonders kreativ sein müssen. Einerseits wollen sie ihr Produkt relativ offen anbieten – andererseits möchten sie dabei nicht von den Ordnungshütern erwischt werden.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Droge LSD, die vielfach unter dem Namen Acid bekannt ist. Doch wie kam es eigentlich zu dieser Benennung?

Was bedeutet Acid: Definition und Bedeutung

Vor allem im US-amerikanischen Slang ist das Wort Acid sehr verbreitet, seit den 1990er Jahren hat es sich zudem in Europa ausgedehnt. Allgemein lässt sich der englischsprachige Begriff als “Säure” übersetzen. Konkret gemeint ist hier aber das LSD – also eine unter dem Namen Lysergsäurediethylamid populär gewordene Droge.

Das Halluzinogen, das erstmals im November 1938 durch den aus der Schweiz stammenden Chemiker Albert Hofmann hergestellt wurde, löst schon bei geringer Einnahme erste Wahrnehmungsstörungen aus. Allerdings handelt es sich hierbei um ein Suchtmittel, das bei dauerhaftem Konsum zu schweren Leiden der Psyche führen kann.

Im Unterschied zu anderen Drogen begründet LSD jedoch weder eine körperliche noch eine geistige Abhängigkeit. Trotz seiner hohen Bekanntheit wird das Mittel daher nur in relativ kleinen Mengen vertrieben und verwendet.

Jede Generation kennt eigene Namen für das LSD

In den Vereinigten Staaten von Amerika wurde die Substanz in den 1960er Jahren berühmt und berüchtigt.

Einerseits, weil das nationale Militär damit Versuche anstellte, um seinen Soldaten vor gefährlichen Kampfeinsätzen zu einem ruhigen und angstfreien Geist zu verhelfen.

Andererseits, weil bekannte Musiker und Filmstars wie Mick Jagger, Elizabeth Taylor, John Lennon sowie Cary Grant das LSD einnahmen – das teils aber zu therapeutischen Zwecken, um vorliegenden Psychosen nach damaligem Kenntnisstand zu kurieren.

Dennoch verbreitete sich die Droge damit recht schnell in der Gesellschaft. Eine Entwicklung, die bis in die 1990er Jahre anhielt. Bemerkenswert dabei war, dass es in jedem Jahrzehnt, in jeder Region und jeder sozialen Gruppe eigene Namen für das Rauschmittel gab.

Acid konnte somit Orange Sunshine, Mellow Yellow oder Lucy heißen.

Die Kreativität bei der Namenswahl war notwendig

Natürlich stellt sich damit die Frage, warum es überhaupt diese unterschiedlichen Begriffe gab. Sicherlich ist es verständlich, dass das Wort Lysergsäurediethylamid nicht eben leicht auszusprechen ist. Zumindest die Abkürzung LSD sollte aber bei der Formulierung keine Probleme bereitet haben.

Dennoch darf nicht übersehen werden, dass es sich hierbei um eine chemische Substanz handelt, deren Verkauf und Konsum spätestens ab den 1960er Jahren in vielen Ländern für die Öffentlichkeit untersagt war. Wer mit der Droge in größeren Mengen etwa in den Vereinigten Staaten aufgegriffen wurde, blickte schnell einer Haftstrafe entgegen, die mehrere Jahrzehnte umfassen konnte.

Entsprechend klug war es, stets neue Synonyme zu finden und so die Strafverfolgungsbehörden ein wenig länger im Unklaren zu lassen.

Zunächst war kaum vom Acid die Rede

Übrigens bildeten sich in diesem Gemisch aus unterschiedlichen Begriffen sehr bald Favoriten heraus, die erst regional besonders oft zu hören waren und die wenig später ihren Siegeszug auf den amerikanischen Kontinent oder sogar rund um den Erdball ausweiteten.

Das gilt umso mehr für die Bezeichnung Mellow Yellow. Der schottische Sänger Donovan hatte im Jahre 1966 einen Song unter dem Titel “They call me Mellow Yellow” – “Sie nennen mich Mellow Yellow” – veröffentlicht. In dem Lied geht es eigentlich um die angeblich halluzinogene Wirkung von verbrannten Bananenschalen. Dennoch etablierte sich Mellow Yellow schnell als Synonym für das LSD.

Zudem wurde die Droge auch in anderen Songs thematisiert, so etwa in “Lucy in the Sky with Diamonds” von den Beatles.

Acid setzte sich allmählich durch

Allerdings brachte das Spiel mit den zahlreichen Namen auch einige Probleme mit sich. Immerhin wusste irgendwann niemand mehr, welchen Begriff er eigentlich wählen sollte, wenn er vom LSD reden oder die Droge kaufen wollte. Ein gefährliches Unterfangen also – schon ein falsches Wort konnte die Betroffenen ins Gefängnis bringen.

Da für das LSD aber die Lysergsäure – Säure wird im Englischen als Acid bezeichnet – benötigt wird, etablierte sich schon in den späten 1960er Jahren zumindest im afro-amerikanischen Slang die Gleichsetzung von LSD und Acid. Zumal zeitgleich in der Subkultur immer mehr Labore entstanden, die die Droge aus natürlichen Rohstoffen – meist aus der Pilzgattung Mutterkorn oder aus der Waldrose – gewannen und deren Produzenten dabei chemisch korrekt von der Acid sprachen.

Die Säure als Qualitätsmerkmal

Spätestens seit der Jahrtausendwende hat sich die Herstellung von den Vereinigten Staaten zunehmend in den Orient verlagert. Wie die Droge dort produziert wird, welches chemische Know-how sich bei den Arbeitern finden lässt und welche Zutaten sie verwenden, ist für den normalen Konsumenten nicht einsehbar. Er kann somit ein Rauschmittel angeboten bekommen, das zwar LSD sein soll, das mit dessen natürlichen Rohstoffen aber nichts mehr gemein hat.

Insofern wird der Markt seit etwa zwei bis drei Jahrzehnten mit minderwertigen Substanzen überhäuft, die zwar zum Preis von LSD verkauft werden, diesen aber oft nicht wert sind. Wer dagegen sichergehen will, spricht dem Dealer gegenüber klar und eindeutig von Acid. Damit ist erkennbar, dass eine Droge gewünscht wird, die auf Basis der Lysergsäure entstanden ist.

Die synonyme Verwendung ist oftmals falsch

Mittlerweile hat sich der Begriff vor allem durch das Internet, die sozialen Medien und die Chatgruppen unter einem Teil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbreitet. Und das sogar in Deutschland.

Vielen von ihnen ist aber nicht bewusst, welche Bedeutung sich hinter dem Wort Acid eigentlich versteckt und wie eng sich die Verknüpfung zur Droge LSD seit mehr als einem halben Jahrhundert entwickelt hat.

Häufig ist daher vom Acid die Rede, obwohl gar kein LSD gemeint ist. Acid kann in diesem Kontext für alle Mittel stehen, die eine berauschende Wirkung auslösen. So etwa Alkohol, Marihuana oder sogar starker Tabak.

Wenn also in einem Chat der Begriff Acid auftaucht, ist das somit noch lange kein Grund, sofort die Polizei einzuschalten. Eher sollte versucht werden, die Hintergründe des Wortes aufzudecken.